Wischnewski vermittelt im Nicaragua–Konflikt

■ Zweite indirekte Verhandlungsrunde zwischen Managua und Rebellen / „Contras“ akzeptieren Vorschlag einer Waffenruhe über Weihnachten / Die Vertreter von US–Kongreß und Weißem Haus haben sich auf das Ausmaß der Hilfe für die Contras geeinigt

Managua/Washington (afp) - Der SPD–Politiker Hans–Jürgen Wischnewski und zwei Nordamerikaner werden in der Dominikanischen Republik im Auftrag Managuas mit den antisandinistischen „Contras“ über einen Waffenstillstand verhandeln. Das teilte Staatschef Daniel Ortega am Freitag in Managua mit. Die Kommission reiste am Wochenende nach Santo Domingo, wo heute die zweite Runde der indirekten Verhandlungen zwischen den Rebellen und den Vermittlern Managuas unter der Schirmherrschaft des nicaraguanischen Kardinals Miguel Obando y Bravo stattfindet. Bei den beiden Amerikanern, die ebenfalls als Vermittler von der nicaraguanischen Regierung benannt wurden, handelt es sich um den Rechtsanwalt Paul Ritler und um Robert Fischer, der als Spezialist für Äußere Sicherheit an der Harvard Universität lehrt. Bisher hat sich Managua stets geweigert, direkte Verhandlungen mit den „Contras“ aufzunehmen. Die Bitte an Wischnewski, als Vermittler der nicaraguanischen Regierung zu fungieren, erfolgte - so Ortega -, da der SPD–Politiker bereits mehrmals erfolgreich in Mittelamerika als Vermittler aufgetreten sei. So nahm Wischnewski 1985 an den Verhandlungen über die Freilassung von Ines Duarte, der Tochter des salvadorianischen Staatschefs Napoleon Duarte, teil, die mehrere Tage lang von einem Kommando der Guerilla FMLN gefangengehalten wurde. Ein Jahr später, zwischen Mai und Juni 1986, diente er als Vermittler im Fall von sieben deutschen Entwicklungshelfern, die von den „Contras“ im Südosten Nicaraguas entführt worden waren. Der „Nicaraguanische Widerstand“ (RN), wie sich die Contra offiziell nennt, kündigte an, er werde den Vorschlag von Kardinal Obando y Bravo annehmen und über Weihnachten eine zweitägige Waffenruhe einhalten. Managua hatte diesen Vorschlag bereits angenommen. Die Waffenruhe könne gegebenenfalls sogar verlängert werden, erklärte ein Sprecher der Rebellen, Aristides Sanchez, in Miami. Gleichzeitig kündigte Sanchez an, die Contras seien „im Interesse des Landes“ zu einer dritten Verhandlungsrunde mit der sandinistischen Regierung in der Dominikanischen Republik bereit. Neue Contra–Hilfe der USA Die Verhandlungsführer des US– Kongresses und des Weißen Hauses haben sich am Samstag abend (Ortszeit) im Prinzip auf eine nichtmilitärische Hilfe für die nicaraguanischen Contras von acht Millionen Dollar geeinigt. Die Hilfe für die Contras stellte zwi schen Kongreß und Weißem Haus das Haupthindernis für die Zustimmung zu zwei Finanzgesetzen dar. Die Verhandlungen über diese Gesetze sollen noch am Sonntag fortgesetzt werden. Die prinzipielle Einigung sieht eine nicht–militärische Hilfe von Nahrungsmitteln, Kleidern und Medikamenten in Höhe von 3,6 Millionen Dollar vor. Der Transport dieser Hilfe bis Ende Februar koste vier Millionen Dollar, berichtete der Präsident des Abgeordnetenhauses, der Demokrat Jim Wright.