: Bischof Tutu fordert Waffenstillstand
■ Auseinandersetzungen zwischen dem Oppositionsbündnis Vereinigten Demokratischen Front (UDF) und der Zulu–Organisation Inkatha haben seit Jahresbeginn elf Menschenleben gefordert
Von Hans Brandt
Kapstadt (taz) - Elf Menschen sind seit Jahresbeginn bei Kämpfen zwischen rivalisierenden schwarzen Gruppen bei Pietermaritzburg in der südafrikanischen Provinz Natal ums Leben gekom men. Damit haben die Auseinandersetzungen zwischen Unterstützern des linken Oppositionsbündnisses Vereinigte Demokratische Front (UDF) und der rechten Zulu–Organisation Inkatha seit Anfang 1987 fast 300 Menschenleben gefordert. UDF–Präsident Archie Gumede rief indessen in einer Neujahrsbotschaft zu Frieden auf und forderte Inkatha– Führer und Zulu–Chef Mangosuthu Buthelezi auf, seine „bösartigen verbalen Angriffe“ gegen die UDF zu unterlassen. Buthelezi selbst hatte letzte Woche in einem scharfen Wortwechsel den anglikanischen Erzbischof Desmond Tutu nach dessen Friedensaufruf der Scheinheiligkeit beschuldigt. Eine Beilegung des Konfliktes ist nicht in Sicht, da Gespräche zwischen Vertretern beider Gruppen im Dezember ohne Festlegung eines Datums für ein weiteres Treffen abgebrochen wurden. Tutu hatte die Führer aller an den Kämpfen beteiligten Organisationen aufgefordert, ohne Vorbedingungen ihre Unterstützer zu einem sofortigen „Waffenstillstand“ aufzurufen. Er warnte, daß eine Fortsetzung des Konfliktes zu einer „gräßlichen Spirale der unendlichen Vergeltungsmorde“ führen könnte. Buthelzi beschuldigte Tutu daraufhin, den verbotenen Afrikanischen Nationalkongress (ANC) zu unterstützen, der für die Gewalt verantwortlich sei und Südafrika unregierbar machen wolle. Tutus Friedensaufruf sei deshalb nicht ernst zu nehmen. Der Erzbischof erwiderte, daß sein Aufruf auch für den ANC gelte, sollte sich diese Organisation tatsächlich an den Kämpfen beteiligen. Dies sei bisher jedoch nicht nachgewiesen. In seiner Neujahrsbotschaft nannte Gumede die gewaltsame Rekrutierung von Mitgliedern durch Inkatha eine Grundlage des Konfliktes. Buthelezi beschuldigte die UDF andererseits, seit ihrer Gründung Inkatha den Krieg erklärt zu haben. „Inkatha hat von Anfang an den Frieden gefordert und engagiert sich voll und ganz für die Verwirklichung sinnvoller Veränderungen durch die Nutzung gewaltloser Mittel.“ FORTSETZUNG VON SEITE 1
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen