: Strobl: Vorwürfe „haltlos“
■ Zahlreiche Solidaritätserklärungen für die Journalistin und für Ursula Penselin
Ingrid Strobl und Ursula Penselin, die im Zusammenhang mit den BKA–Aktionen zwischen dem 18.und 20.Dezember unter dem Verdacht des Paragraphen 129a verhaftet wurden, sind nach wie vor im Gefängnis. Über ihren Anwalt wies Ingrid Strobl, die in München–Neudeck in einer Arrestzelle sitzt, die gegen sie erhobenen Vorwürfe als „haltlos“ zurück. In der anwaltlichen Erklärung heißt es: „Sie scheinen sich in erster Linie darauf zu gründen, daß Frau Dr.Strobl 1984 Redakteurin bei Emma war, als dort eine Selbstdarstellung der Roten Zora abgedruckt wurde. Damit dürfte sie die Aufmerksamkeit der Ermittlungsbehörden auf sich gelenkt haben. Eine Fluchtgefahr seiner Mandantin würde dürftigerweise damit begründet, daß sie sich in ihre Heimat Österreich absetzen und sich dadurch dem Strafverfahren entziehen könnte. Zahlreiche Frauengruppen in der BRD sowie das alternative Kölner Magazin StadtRevue haben sich öffentlich mit den Gefangenen solidarisiert. In der Erklärung mehrerer Kasseler Frauengruppen heißt es u.a.: „Dieses Vorgehen des Staates dient in diesem Fall dazu, Frauengruppen, einzelne Frauen und damit auch die gesamte Frauenbewegung, die sich systemkritisch zu den Inhalten wie z.B. zu den Gen– und Reproduktionstechniken und/oder Sextourismus äußern, als terroristische Vereinigungen zu kriminalisieren. Während organisierte Vereinigungen unbehelligt ihre kriminellen und menschenverachtenden Geschäfte z.B.im Bereich nuklearer Abfallbeseitigung, Frauenhandel, Sextourismus und Gen–Manipulation betreiben können.“ In einer Resolution der Hamburger Frauengruppe gegen Gen– und Reproduktionstechnologie heißt es: „Die Geschichte des Paragraphen 129a zeigt, daß mit seiner Hilfe die Auseinandersetzung mit politisch brisanten Themen kriminalisiert und verhindert werden soll, wie z.B. die Rekonstruktion der Bevölkerungspolitik im Nationalsozialismus, die die Verbindung von Menschenzucht und „Euthanasie“ zum Programm erhob und deren heutige Radikalisierung in der Züchtung von Menschen zur Tötung (Organspenderbabies)“ kulminiere. Die bundesdeutsche Koordination von FINRRAGE (Feminist International Network of Resistance to Reproductive and Genetic Engineering) schreibt: „Es ist schon merkwürdig, daß der Staat ohnmächtig zusieht, wie Geschäftemacher wie der Amerikaner Noel Keane Leihmütteragenturen in der BRD errichten, durch die die Frauen zu Brutmaschinen degradiert werden, und daß er auch nicht einschreitet, wenn ehrgeizige Forscher Embryonenforschung betrieben, einschließlich der Verbindung menschlichen Samens mit tierischen Eizellen, daß er aber seine geballte Ordnungsmacht auf den Plan ruft, um den demokratischen Widerstand der Frauen gegen diese ihre Integrität und Würde verletzenden Entwicklungen zu kriminalisieren.“ Für die Gefangenen wurde ein Unterstützerinnenkonto eingerichtet: P. Neff, Postscheckamt Köln BLZ 370 100 50, Ktonr: 234 81 506. Schreibt an: Ingrid Strobl c/o Dr. v. Gerlach BGH Postfach 2720 75 Karlsruhe Ursula Penselin Untersuchungsgefängnis Holstenwall 2000 Hamburg 36
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