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Erst der Konkurs brachte optimale Mitnahmeeffekte

■ O+K kauft die PHB Weserhütte AG / Auftragsbestände sind ein Schnäppchen

Dortmund (dpa/ap/taz) – Der zum Hoesch-Konzern gehörende Dortmunder Maschinenbauer Orenstein + Koppel AG (O+K) hat wesentliche Teile der in Konkurs gegangenen PHB Weserhütte AG (PWH/Köln) übernommen. Damit hat der Pleitebetrieb aus der Otto-Wolff-Gruppe nach der wochenlangen öffentlichen Diskussion um das Unternehmen und über die Managementqualitäten des DIHT-Präsidenten Otto Wolff von Amerongen doch noch eine Zukunft.

Wie der O+K-Vorstandsvorsitzende, Karl Heinz Siepe, am Montag in Dortmund mitteilte, zählt dazu das Werk im saarländischen Rohrbach mit 650 Arbeitsplätzen und 80 Ausbildungsplätzen, das von O+K weiterbetrieben wird. Weiteren 200 Beschäftigten der PWH-Standorte Köln (derzeit 465 Stellen) und Oeynhausen (432), die zur Schließung anstehen, werden neue Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens angeboten. Ferner besteht eine bis zum 15.Februar 1988 befristete Übernahmeoption auf die Stahlgießerei im Werk Rohrbach mit 185 Beschäftigten, sodaß insgesamt mehr als die Hälfte der zuletzt rund 2.000 inländischen Arbeitsplätze der PWH erhalten bleiben könnten. Von den Auslandstöchtern der PWH gingen diejenigen in Kanada, Südafrika und Großbritannien auf O+K über. Für die Tochtergesellschaften in Brasilien, USA, Indien, Spanien und Frankreich (PHB Someral) besteht eine Option bis zum 31.März. Diese Auslandstöchter zählen noch einmal rund 750 Beschäftigte.

Über die Höhe des Kaufpreises wurden keine Angaben gemacht. Mit der Übernahme der O+K-Aktivitäten gelang dem Hoesch-Konzern eine Abrundung seiner Tätigkeiten im Anlagen- und Maschinenbau, die in einem ersten Anlauf 1985 gescheitert war. Damals hatte Hoesch 49 Prozent an PWH erworben. Beim Versuch die Mehrheit zu erwerben unterlag der Dortmunder Konzern aber der Otto Wolff AG (Köln). Hoesch verkaufte daraufhin seinen PWH- Anteil für 60 Millionen DM an Otto Wolff. Managementfehler und hohe Verluste in Frankreich machten PWH aber in den vergangenen Monaten immer mehr zu einem existenzgefährdenden Problemfall für die Otto-Wolff- Gruppe. Ein im November 1987 beantragter Vergleichsantrag für PWH scheiterte. Ende Dezember ging die Weserhütte in den Konkurs.

Erst diese Rechtslage, so Siepe, habe die Übernahme wirklich interessant gemacht. Denn jetzt konnte sich O + K die tollsten Brocken heraussuchen, während vorher das ganze Paket PHW genommen werden mußte. Die Hoesch-Tochter O+K hat nun neben dem Know-How auf den Gebieten Förder-, Umschlag-, Aufbereitungs- und Bergbautechnik rund 200 Millionen DM Auftragsbestand und die entsprechenden Aktiva erworben. Die übernommenen PWH-Aktivitäten stellten eine „optimale Ergänzung und Abrundung“ des eigenen Produktionsprogramms dar, sagte Siepe. O+K biete künftig weltweit das vollständigste Produktionsprogramm auf den Gebieten Erdbewegung, Bergbautechnik und Umschlagtechnik.

In den Jahren 1989/90 erwartet der O+K-Chef einen zusätzlichen Umsatz von jährlich rund 400 Millionen DM aus dem jetzt „aus eigener Kraft“, also ohne Hilfe der Muttergesellschaft Hoesch, erworbenen Geschäft. Orenstein + Koppel werde von der Übernahme möglicherweise „gar nicht belastet, bei Aufrechnung der unter Buchwert erworbenen Teile des Umlaufvermögens gegen die Risiken könnte sogar etwas übrigbleiben“, betonte Siepe. Möglich geworden sei die Übernahme des Werkes Rohrbach durch einen nennenswerten Beitrag der Gläubigerbanken sowie durch die „unbürokratische, schnelle und flexible Art“, in der die saarländische Regierung gehandelt habe. Einen Investitionszuschuß von 20 Prozent war der Erhalt der Arbeitsplätze der Landesregierung wert.

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