: Entsorgungsbericht: Weiter so!
■ Zwar macht der Transnuklear-Skandal ein „Umschreiben“ des Töpfer-Berichts in ein paar Passagen nötig, ansonsten aber bleibt die Bundesregierung ihrem „Entsorgungskonzept“ treu
Berlin (taz/ap) – Der von Bundesumweltminister Töpfer lange angekündigte „Entsorgungsbericht“ ist den übrigen Ministerien bereits vor dem Jahreswechsel zugegangen. Danach wird es in der Bundesrepublik bis zur Jahrtausendwende zu keinerlei Engpässen bei der Atommüll-Entsorgung kommen.
Nach Auffliegen des Transnuklear-Skandals hat Töpfer inzwischen mitgeteilt, der Bericht werde in einzelnen Passagen umgeschrieben und am kommenden Mittwoch dem Kabinett zur Verabschiedung vorgelegt.
Grundsätzlich hält die Bundesregierung an ihrem sogenannten „Entsorgungskonzept“ fest, das von den umstrittenen Kompaktlagern auf dem Gelände der Atomkraftwerke ausgeht und die zur Zeit gerichtlich gestoppten Zwischenlager in Gorleben und Ahaus ebenso einplant wie das Eingangslager auf dem Gelände der Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.
Ab 1996 sollen abgebrannte Brennelemente in Wackersdorf aufgearbeitet werden. Die Suche nach alternativen Standorten für das Endlager Gorleben, wo ab 2000 der hochaktive Atommüll gelagert werden soll, lehnt die Bundesregierung nach wie vor ab. Das sei weder nach den bisherigen geologischen Befunden geboten noch entsorgungspolitisch notwendig.
Gleichzeitig geht der Bericht davon aus, daß – falls doch noch benötigt – ein alternatives Endlager bereits zehn Jahre später, also 2010, in Betrieb gehen könne, falls sich der Salzstock in Gorleben endgültig als ungeeignet erweisen sollte.
Bei 95 Volumen-Prozent des Atommülls handele es sich um schwach radioaktiven Abfall, der von Anfang der neunziger Jahre an im ehemaligen Erzbergwerk Konrad gelagert werde, heißt es in dem Bericht. Ende 1986 lagerten nach Töpfers Zahlen bereits 33.900 Kubikmeter schwach- und mittelaktiven Atommülls in bundesdeutschen Atomkraftwerken, Forschungsanlagen und Landessammelstellen, außerdem 6.600 Kubikmeter sogenannte „unverpackter Rohabfälle“. Bis 2000 wird der Anfall dieser Abfälle die 200.000-Kubikmeter-Grenze erreicht haben. Vorgesehen ist außerdem, bis zur Jahrtausendwende 2.500 Kubikmeter Wasser mit radioaktivem Tritium aus der Wiederaufarbeitung in tiefe Erdschichten zu versenken.
5.610 Tonnen abgebrannter Brennelemente sollen in den Kompaktlagern der Atomkraftwerke, je 1.500 Tonnen in den Zwischenlagern Gorleben und Ahaus und im Eingangslager Wackersdorf verschwinden. Auf dieser Basis erwartet die Bundesregierung, daß alle bundesdeutschen Atomkraftwerke künftig den vorgeschriebenen sicheren Verbleib ihrer abgebrannten Brennelemente für mindestens sechs Jahre im voraus nachweisen können. Die Zwischenlager Gorleben und Ahaus sind gegenwärtig per Gerichtsbeschluß auf Eis gelegt, im baugleichen Eingangslager in Wackersdorf feierte man vor Monatsfrist Richtfest. Es soll 1991 in Betrieb gehen.
Die Bundesregierung geht in ihrem Bericht davon aus, daß bis 2000 neben den drei zur Zeit im Bau befindlichen Atomkraftwerken maximal drei weitere in Betrieb gehen. Insgesamt basieren Töpfers Kapazitätsberechnungen auf einer Gesamtleistung von 27.500 Megawatt aus Atomkraftwerken bis zur Jahrtausendwende. Im Entsorgungsbericht des Jahres 1983 war noch von 30.200 Megawatt ausgegangen worden. Gerd Rosenkranz
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