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Edelweißpiraten „nicht politisch“

■ „Studie“: Aus Sorge ums Überleben Gewalt gegen Gewalt gesetzt

Köln/Düsseldorf (dpa) - Die Kölner „Edelweißpiraten“ haben nach einer Studie „nicht mit einem auf hoher ethischer Gesinnung basierenden, aus politischem Verantworungsbewußtsein gewachsenen Widerstand“ gegen das Hitler–Regime gehandelt. Diesen Schluß ziehen Prof. Peter Hüttenberger, Lehrstuhlinhaber für Neueste Geschichte an der Universität Düsseldorf, und sein Doktorand Bernd Rusinek in einer Teilveröffentlichung einer Dis sertation, die im Herbst zum Thema „Jugendwiderstand im Dritten Reich“ erscheinen wird. Am 10. November 1944 wurden in Köln 13 Bürger - unter ihnen sechs Jugendliche - ohne Gerichtsurteil öffentlich erhängt. Ihnen wurden Raubzüge, Schießereien und Morde vorgeworfen. Ob diese Verurteilten, die sich „Edelweißpiraten“ nannten, Widerstandskämpfer waren, darüber hatte es in der Öffentlichkeit weit über Köln hinaus kontroverse Diskussionen gegeben. Seit Freitag liegt die Antwort der Historiker auf dem Tisch: Die Ereignisse können „nur aus der besonderen Situation einer am Rande des physischen und psychischen Zusammenbruchs stehenden Gesellschaft verstanden werden“. Aus Sorge um das nackte Überleben sei Gewalt gegen Gewalt gesetzt worden. Daß die Hinrichtung ohne Urteil ein Terrorakt gewesen sei, stehe außer Frage.

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