: Fast jeder Zehnte ohne Arbeit
Nürnberg/Bonn (ap) - Die Zahl der Arbeitslosen ist im Dezember vergangenen Jahres um 175.200 oder acht Prozent auf 2.308.200 gestiegen. Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, verharmloste am Freitag in Nürnberg: „Nach einer längeren Phase der Stagnation hat sich der Arbeitsmarkt zum Jahresende leicht verschlechtert“. Auch saisonbereinigt nahm die Erwerbslosigkeit deutlich zu. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich innerhalb eines Monats von 8,5 auf 9,2 Prozent. Die Zahl der Kurzarbeiter stieg im Dezember um 13.500 oder sieben Prozent auf 218.300. Der Neuzugang an öffentlichen Stellen ging um 2.100 oder zwei Prozent auf 110.000 zurück. Da für die Arbeitsmarktentwicklung in diesem Winter beim besten Willen keine sibirische Kälte verantwortlich gemacht werden kann, muß der Dollarkurs–Verfall als Universalerklärung herhalten. Franke sagte, wenn man alle Informationen berücksichtige, „so wird man einen Zusammenhang zwischen der jüngsten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und der Währungsunruhe wohl vermuten können“. Beweisen könne man dies allerdings nicht. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht in den Dezember–Zahlen der Nürnberger Bundesanstalt eine „Bankrotterklärung für die Bonner Regierungspolitik“. Die SPD–Bundestagsabgeordnete Renate Schmidt machte darauf aufmerksam, daß die Frauenarbeitslosigkeit 1987 mit 1,05 Millionen um vier Prozent höher als 1986 lag. Am wenigsten von Arbeitslosigkeit betroffen waren 1987 die Baden–Württemberger mit einer Quote von 5,1 Prozent. Am meisten Arbeitslose gibt es in Nordrhein–Westfalen (11,0) sowie Niedersachsen–Bremen und Schleswig–Holstein–Hamburg mit jeweis 11,8 Prozent.
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