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Das Gefängnis macht sie zu Helden

■ Palästinensische Jugendliche, die von einem israelischen Militärgericht verurteilt werden, verlassen das Gefängnis meist als entschlossene Kämpfer / Von ihren Klassenkameraden und Nachbarn werden sie bewundert

Der sechzehnjährige Samer Zaket und der ein Jahr jüngere Diya Hanawi gehören zu den palästinensischen Jugendlichen, die sich in der Stadt Gaza an den Protestaktionen gegen die israelische Besatzung beteiligen. Im letzten Frühjahr wurden sie von einem israelischen Militärgericht wegen „Aufruhr“ zu zwei Monaten Haft verurteilt. Sie saßen ihre Strafe in dem behelfsmäßigen Gefangenenlager ab, das gemeinhin „Ansar II“ genannt wird. Genauso hieß ein ähnliches Lager im Südlibanon während der israelischen Invasion.

Als sie dort ankamen, so berichten sie, wurden sie in eine feuchte, kalte Zelle mit etwa 30 anderen Gefangenen zwischen 12 und 24 Jahren gesteckt. Das Essen war schlecht, die Matrazen dreckig und die Behandlung durch einige der israelischen Wächter ausgesprochen hart. Beide hatten Angst, was nun mit ihnen geschehen würde.

Doch in „Ansar II“ haben Samer und Diya auch viel gelernt. Nach einiger Zeit traten die Gefangenen vier Tage lang in einen Hungerstreik für mehr Decken und besseres Essen. Im Laufe des Zusammenlebens auf engem Raum lernten sie sich, ungeachtet ihrer unterschiedlichen politischen Orientierung, auf jene intensive Weise kennen, die für schwierige Lebenssituationen charakteristisch ist. Als sie im Mai entlassen wurden, stellten sie fest, daß sie in den Augen ihrer Klassenkameraden und Nachbarn Helden geworden waren. Als „Absolventen“ von „Ansar II“ wurden sie nur noch mit Respekt und Bewunderung behandelt.

„Als wir rauskamen“, erzählt Samer, „waren wir viel nationalistischer eingestellt als vorher.“ Hunderte, vielleicht sogar Tausende blicken auf die gleichen Erfahrungen zurück wie Samer und Diya. Die Radikalisierung beginnt in der Familie, auf den Straßen und in der Schule, aber den letzten Schliff erhalten die meisten in den ersten Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten und vor einem Militärgericht. So wird die Gefängnisstrafe häufig zu jenem Moment, das aus aufgebrachten Jugendlichen entschlossene Kämpfer macht.

Samer und Diya stammen beide aus Mittelschichtfamilien. Samers Vater leitet eine Grundschule, der seines Freundes arbeitet als Angestellter für die Besatzungsmacht. Der eine der beiden Jugendlichen möchte einmal Anwalt werden, der andere Ingenieur. Aber da ihre Namen jetzt auf der Liste der politisch aktiven Palästinenser stehen, rechnen sie nicht mehr damit, Pässe für die Ausreise zu einem Studium im Ausland zu erhalten. Ihre persönliche Zunkunft ist untrennbar an die des Gaza-Streifens gekoppelt. Glenn Frankel (wps)

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