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USA wollen „Tigern“ Exportkrallen ziehen

■ Südostasiatische Länder sollen Währungsvorteile aufheben / Konferenz in Bali

Berlin (taz) Die Währungen der vier „kleinen Tiger“ geraten immer stärker unter Aufwertungsdruck. Die südostasiatischen Länder Hongkong, Taiwan, Südkorea und Singapur werden vor allem von den USA, aber auch von den westeuropäischen Ländern aufgrund ihrer gewaltigen Exportüberschüsse unter Beschuß genommen. Auf einer Konferenz in Bali, die am vergangenen Wochenende zuende ging, mußten sich Regierungsvertreter dieser Staatengruppe von EG–Handelskommissar Willy de Clerq sowie US–Handelsstaatssekretär Clayton Yeutter vorhalten lassen, daß jene Exportüberschüsse vor allem aufgrund viel zu niedriger Kurse von Hongkong–, Singapur– und Taiwan–Dollar sowie dem südkoreanischen Won zustande kämen. Dies verbilligt die Exportgüter der vier „kleinen Tiger“ auf dem Weltmarkt. Die Tatsache, daß die vier Währungen relativ fest an den US–Dollar gekoppelt sind und in den letzten Monaten dessen Fall mitvollzogen haben, hat es nicht nur verhindert, daß die Vereinigten Staaten ihr Defizit gegenüber Südostasien abbauen konnten, sondern auch bewirkt, daß die Wettbewerbsposition der Region gegenüber Japan und der EG unverhältnismäßig aufgebessert wurde. Die internationale Spekulantenwelt geht jedenfalls davon aus, daß die „vier Tiger“ dem Druck aus Europa und den USA zur Aufwertung nicht mehr lange standhalten können. Am Montag nach der Konferenz mußte Hongkong regelrechte Abwehrmaßnahmen gegen die ins Land strömenden Devisen treffen. Alle Welt wollte unbeschadet einer nahenden Zugehörigkeit des Stadtstaates zur Volksrepublik Hongkong–Dollar kaufen, um nach deren Aufwertung einen guten Schnitt zu machen. Die Zinsen wurden herabgesetzt, und jetzt wird sogar damit gerechnet, daß ausländische Konteninhaber auf ihre Einlagen in Hongkong Strafzinsen bezahlen müssen. Die vier Staaten sind in der letzten Zeit tatsächlich immer stärker für das Handelsbilanzdefizit der USA verantwortlich. Während man von Januar bis Oktober 1987 gegenüber Japan mit 50,2 Milliarden Dollar in der Kreide stand, erzielten die gar nicht mehr so kleinen Tiger ein Plus von insgesamt 32,7 Milliarden im Handel über den Pazifik, wovon allein Taiwan die Hälfte schaffte. Der Export in die USA hat denn auch in der letzten Zeit der Region einen gewaltigen wirtschaftlichen Boom beschert. Für das Jahr 1987 wird z.B. aus Korea ein Wirtschaftswachstum von zwölf Prozent gemeldet. Und nach einer Stagnationsphase von zwei Jahren konnte auch Singapur wieder um 8,6 Prozent zulegen. Hongkong stellte auf der Konferenz allerdings die Solidarität der kleinen Tiger in Frage. Man wehrte sich ganz entschieden dagegen, die eigene Außenhandelspolitik mit derjenigen der übrigen Länder zu vermengen, die im Gegensatz zu Hongkong Einfuhrbarrieren errichtet hätten. ulk

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