: Seoul präsentiert Bombenlegerin
■ Nordkoreanerin angeblich für Absturz der KAL–Maschine verantwortlich / Dramatisches Geständnis, aber viele Fragen offen / Opposition vermutet Regierung als Drahtzieher
Seoul (afp/ap/taz) - Nach wochenlangem Rätselraten hat der südkoreanische Geheimdienst am Freitag eine endgültige Version über den Absturz einer Maschine der Korean Airlines präsentiert. Eine 26jährige Asiatin, deren Name mit Kim Hyun Hee angegeben wurde, gestand im Fernsehen, sie habe die Maschine auf Anweisung des nordkoreanischen Präsidentschaftsanwärters Kim Hong– Ils vom Himmel geholt. Der Geheimdienst wies Kim als umfassend ausgebildete Agentin aus, deren Vater nordkoreanischer Botschafter in Angola sein soll. Zum Attentat selbst erklärte Frau Kim, sie sei zusammen mit ihrem 70jährigen Begleiter am 29. November in Bagdad an Bord gegangen und habe dort eine Spirituosenflasche mit flüssigem Sprengstoff und einen in einem Radio versteckten Zeitzünder deponiert. Die beiden stiegen in Bahrein wieder aus. Die Maschine explodierte nahe der birmesischen Grenze, alle 115 Insassen starben. Wenige Tage nach dem Unglück wurde Kim, die mit einem japanischen Paß als Mayumi Hachiya reiste, zusammen mit ihrem Begleiter in Bahrein auf der Arabischen Halbinsel verhaftet. Beide schluckten Zyankali–Kapseln, aber Kim überlebte und wurde kurz darauf an Südkorea ausgeliefert. Ziel des Anschlags soll angeblich gewesen sein, Südkorea als Gastgeberland der Olympiade zu diskreditieren. Unter Oppositionellen in Seoul herrschte dagegen im Dezember die Ansicht vor, der Geheimdienst selber habe den Absturz inszeniert, um kurz vor den Präsidentschaftswahlen im Dezember allgemeine Unruhe zu kreieren. Dafür spreche auch die Tatsache, daß eine Maschine gewählt worden sei, in der sich nur Koreaner befanden.
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