: Disziplinierung wegen Nazi–Sprüchen
Kiel (taz) - Schon ein Lehrerleben lang verbreitet Dr. Ottfried Beissel (59) Nazi–Propaganda in seinen Unterrichtsstunden am Kieler Ernst–Barlach–Gymnasium. Das würde er auch weiter tun, wenn nicht Proteste von Eltern und Schülern, Unterschriftensammlungen und Unterrichtsboykott das Kultursministerium dazu gebracht hätten, wenigstens im Schneckentempo ein Diszplinarverfahren gegen Beissel in Gang zu setzen. Ruhe gab Beissel nur, wenn zeitweise die Eltern jede seiner Unterrichtsstunden kontrollierten. An die ersten, vier Jahre zurückliegenden schriftlichen Proteste konnte man sich im Kulturministerium nicht einmal erinnern. Angeblich wurde jetzt vier Monate lang ermittelt, ohne den Eltern/Schülern diese Tatsache auch nur mitzuteilen. Ohne jede Zeitverzögerung war die Landesregierung jedoch mit Bußgelddrohungen gegen die Eltern der boykottierenden Schüler zur Stelle. Das als Bußgeldbehörde für das Geldeintreiben zuständige SPD–geführte Kieler Rathaus weigert sich, Bescheide zu schreiben oder die Kinder mit der Polizei in die Schule holen zu lassen. Gestern abend noch beschäftigte sich der Kulturausschuß des Landtags mit dem Skandal, heute berät die Kieler Ratsversammlung über Konsequenzen. Jörg Feldner
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