: Beim Geld hört die Freundschaft auf
■ Bundesdeutsche Mißklänge zur Pariser Jubelfeier des 25. Jubiläums der deutsch-französischen Freundschaft steuert Bundesbank-Präsident Pöhl bei / Unterschiedliche währungspolitische Interessen / Kritik der UdSSR
Paris (taz) – Mit Schülern beider Länder wollten sie gestern diskutieren, die Staatslenker Kohl und Mitterrand. Für die Schüler im Pariser Elitegymnasium Henry IV. kein Problem – nur Helmut und Franois brauchten einen Dolmetscher. Daß es um die deutsch-französische Freundschaft zum Besten steht, war die Botschaft aus Paris vom gestrigen Feiertag des 25jährigen Bestehens des deutsch- französischen Freundschaftsvertrages. Doch wie schon damals vor 25 Jahren, als die Atlantiker in der BRD den Vertrag aufgrund seines Bündnischarakters torpedierten, mischten sich noch zur Stunde der Unterzeichnung der neuen Zusatzprotokolle zum Vertrag bundesdeutsche Mißklänge in die demonstrative Eintracht ein. Sie kamen diesmal von der Bundesbank.
1963 schob der Bundestag eine Präambel vor den Vertrag, die ihm faktisch seine verteidigungspolitische Tragweite nahm. Heute begehrt die Bundesbank gegen den gestern ins Leben gerufenen deutsch-französischen Finanz- und Wirtschaftsrat auf, da sie durch dieses neue Gremium ihre eigene Unabhängigkeit in Gefahr sieht. Bundesbankpräsident Pöhl stimmt einer Teilnahme nur unter Vorbehalt zu. Die Bundesregierung äußerte „Verständnis“. Auch nach Madrid wagten Kohl und Mitterrand nicht zu schauen. Von dort hatte UdSSR-Außenminister Schewardnadse Kritik an einem weiteren Zusatzprotokoll angemeldet, womit der deutsch- französische Verteidigungsrat eingerichtet wird. „Es wäre sehr unangebracht, wenn aus Paris eine von den Abrüstungsverträgen abweichende Stimme erklingt“, warnte Schewardnadse.
Zumindest einen Augenblick lang konnten die Staatsmänner in Paris gestern all diese kleinkarierten Einwände vergessen. Zum dröhnenden Abschluß der Militärzeremonien rasten vier französische Mirage-Starfighter und vier Bundeswehr-Tornados im Tiefflug über die Pariser Schornsteine. G.Blume
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen