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Australien ist noch einmal davongekommen

Die größte Geburtstagsparty der australischen Geschichte brachte neue Rekorde im Kampf gegen den Alkohol  ■ Aus Sydney Bernd Müllender

Zwei Tage brauchte Sydney, um die Bilanz der größten und provozierendsten Geburtsparty der australischen Geschichte zu ziehen. Das Vorhaben, eine ganze weiße Nation in der Nacht nach „Australia Day“ am Dienstag kollektiv in Alkohol zu ertränken, ist offensichtlich nicht gelungen. Viele, wahrscheinlich alle, überlebten den Nationalrausch. Rund 400 Personen allerdings wurden verletzt in die Krankenhäuser eingeliefert, die meisten nach turbulenten Szenen in den vollgestopften Bahnhöfen, als die Massen in unglaublichen Schwärmen heimwärts drängten.

2,5 Millionen Menschen sollen es nach offiziellen Schätzungen gewesen sein, die rund um den Hafen eine neue Form der Landnahme zelebrierten – pünktlich 200 Jahre nachdem die ersten Siedler und Sträflinge in Australien eingefallen waren. Drei Millionen Menschen, rechnete die Eisenbahn-Company, quetschten sich an diesem einzigen Tag in ihre Züge.

Das Einlaufen der „Ersten Flotte“, detailgetreu dem Ereignis von 1788 nachgestellt, bildete für Australien Aboriginals wohl die größte Provokation: Feierdes Beginns ihrer Vernichtung. Dennoch gab es nur eine gewalttätige Auseinandersetzung, als sich 300 Ersteinwohner eine Rauferei mit der Polizei lieferten. Acht Staatsschützer wurden verletzt. Nach einer Aboriginal-Frau wird noch gefahndet – sie soll eine Polizistin niedergeschlagen und ihr die eigene Dienstpistole an den Kopf gesetzt haben. Offensichtlich hatte Sydney mehr erwartet – das „Bicentennial“-Informationsbüro teilte mit, AnruferInnen am Dienstag hätten vor allem eins wissen wollen: Wo treffen wir die Demonstration der Aboriginals? Inzwischen jedoch ist wieder der Normalzustand hergestellt: Hauptthema ist der Staatsbesuch von Charles und Lady Di.

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