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Aktenkleinkrieg um Atombunker

Minister-Schriftwechsel über Plutoniumbunker in Hanau angeblich verschwunden / Gezieltes Manöver der CDU gegen den angeschlagenen SPD-Umweltpolitiker Hauff?  ■ Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) – Hanau, immer neu: In Bonn sorgt eine Aktenlücke für Wirbel. Und das zwei Jahre nachdem im Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) der Verlust eines „wichtigen“ Briefwechsels zwischen den damaligen Ministern Baum (FDP, Innen) und Hauff (SPD, Forschung und Technologie) entdeckt wurde.

In den Schreiben ging es um die Modalitäten bei der Einrichtung eines bundeseigenen „Plutonium- Bunkers“ auf dem Gelände der Hanauer Skandal-Firma Alkem. Die Originale sind angeblich weg, die Kopien lagern im Umweltministerium. Innenminister Baum hatte sich 1979 gegen eine rechtlich nicht abgesicherte Installation des Bundeslagers gewehrt, während Forschungsminister Hauff, damals noch glühender Verfechter der Atomenergie, die Einrichtung des Bunkers offenbar befürwortete. Heute wehrt sich Hauff-Referent Störmer gegen diese Version. Hauff habe seinerzeitauf der Einberufung des sogenannten „Nuklearkabinetts“ bestanden habe. Dazu habe Hauff die Akten von seinem Nachfolger Riesenhuber vor zwei Jahren angefordert. Er erhielt den Briefwechsel ausdrücklich als Kopie von der Kopie aus dem Umweltministerium. Mit dieser Nachricht habe sich Hauff zufrieden gegeben, erklärt nun sein Referent Störmer. In der Umgebung von Hauff glaubt man offenbar, daß die Nachricht von den verschlampten Akten gezielt im Zusammenhang mit dem Beginn der Arbeit des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Nukem/Transnuklear-Affäre aus dem BMFT gestreut wurde. Prompt forderte am Mittwoch das CDU-Mitglied im Ausschuß, Manfred Langner, umgehende Aufklärung über die angeblich während der Ära Hauff im BMFT verschwundenen Akten.

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