: Für eine Verhandlungslösung
■ Interview mit Ruben Zamora, Generalsekretär der Sozialchristlichen Volksbewegung (MPSC) und Vizepräsident der Demokratisch-Revolutionären Front (FDR) El Salvadors
taz: Präsident Duarte hat vor wenigen Tagen gesagt, daß er nicht mit der FDR und der Guerillafront FMLN verhandeln will, sondern nur mit gesetzlich registrierten Parteien. Sind die MPSC und die (sozialdemokratische) MNR (von FDR-Chef Guillermo Ungo) legale Parteien?
Ruben Zamora: Die MNR ist eine offiziell registrierte Partei, die MPSC hat ihre Einschreibung beantragt.
Gibt es von Duarte eine offizielle Einladung an euch, ohne FMLN zu verhandeln?
Es gibt keine Einladung.
Würdet Ihr denn eine solche annehmen? Es geht doch offensichtlich darum, die FDR von der FMLN loszutrennen.
Es muß einen Dialog mit allen politischen und sozialen Kräften des Landes geben, daran soll sich auch die Christdemokratische Partei Duartes beteiligen. Gleichzeitig muß ein Dialog zwischen Regierung und der FDR-FMLN stattfinden.
Betrachtet ihr zivilen Politiker den bewaffneten Kampf nach wie vor als notwendig?
Solange es keine Verhandlungslösung gibt, wird der bewaffnete kampf eine Realität sein, die nicht einfach dadurch gelöst werden kann, daß die eine oder anderer Seite die Waffen niederlegt. Um die politische Verhandlungslösung kommt man nicht herum.
Hier in Deutschland gibt es Leute, die sagen, mit ihrer Rückkehr nach El Salvador folgen die Herren Ungo und Zamora dem Beispiel des abgesprungenen FMLN-Kommandanten Montenegro, der sich für die Demokratie entschieden habe.
Das ist ein völlig unzutreffender Vergleich, denn die MNR und MPSC sind nie bewaffnete Organisationen gewesen, sondern politische Parteien. Sie können also auch keine Waffen niederlegen. Außerdem handelt es sich bei den ehemaligen FMLN-Kommandanten um Leute, die sich an die Regierung verkauft und die Sache des Volkes verraten haben.
Hier gibt es widersprüchliche Berichte über eine Beteiligung der FDR-Parteien an den kommenden Parlamentswahlen.
Jede der drei Parteien unserer Allianz Demokratische Konvergenz (CD) hat für sich beschlossen, keine Kandidaten für die Wahlen vom 20. März zu nominieren. Wir werden im Wahlkampf aber politisch präsent sein, um die Bevölkerung zu orientieren.
Darunter kann ich mir nichts vorstellen.
Wir werden keine Kandidaten anderer Parteien unterstützen. Was wir konkret empfehlen, werden wir erst wenige Tage vor den Wahlen bekanntgeben.
Haben Sie vor, trotz der verstärkten Aktivität der Todesschwadronen im Land zu bleiben?
Das kommt darauf an, ob wir einen politischen Freiraum halten können. Meine Partei hat beschlossen, daß ich bis auf weiteres bleibe. Das Gespräch führte Ralf Leonhard
SPENDENAKTION
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Kontostand: 4.075 835
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