: Stoff für US–Atombomben aus deutschen Forschungsreaktoren?
Bonn (ap) - Das Bundesforschungsministerium hat einen Bericht der Stuttgarter Nachrichten als „unsinnig“ zurückgewiesen, verbrauchte Brennstäbe aus deutschen Forschungsreaktoren seien in den USA zur Gewinnung von Plutonium für Atombomben verwendet worden. Der Sprecher des Ministeriums, Gries, nannte die Darstellung der Zeitung eine „verdrehte Wiedergabe altbekannter Tatbestände“. Gries sagte, abgebrannte Brennelemente aus Forschungsreaktoren würden seit 20 Jahren in die USA zurückgebracht. Das in ihnen enthaltene Plutonium werde „nicht für Atombomben verwendet“. Die Zeitung hatte berichtet, seit Mitte der fünfziger Jahre würden abgebrannte Brennelemente aus westdeutschen und europäischen Forschungsreaktoren in den USA zur Herstellung amerikanischer Atomwaffen benutzt. Seit 1954 exportierten die USA hochangereichertes Uran für Versuchsreaktoren in 43 Staaten, darunter auch in die BRD. Bestandteil der Verträge sei eine Rücknahmegarantie der USA für den „gebrauchten“ Kernbrennstoff, sofern er nicht im Empfängerland selbst wiederaufbereitet werden könnte. Bis Anfang 1985 seien knapp 1,5 Tonnen Kernbrennstoff auf diesem Weg wieder in die USA zurückgekehrt, davon 138,3 Kilogramm aus der BRD. Japan, Schweden und Kanada haben den Berichten zufolge den USA die militärische Nutzung des von ihnen zurückgegebenen Uranbrennstoffs untersagt. Nach den der Zeitung vorliegenden Unterlagen wird der gebrauchte Kernbrennstoff in Savannah River (US–Bundesstaat South Carolina) nach mehreren Umwandlungsprozessen zur Herstellung von Plutonium für Atomwaffen benutzt und teilweise selbst in Plutonium konvertiert.
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