: V-Mann hat Waffen angeboten
Im Untersuchungsausschuß zum Celler Anschlag sagte der niederländische Zeuge Wubben aus Verfassungsschutz-V-Mann habe ihm Waffen angeboten / Befreiung von Debus aus Celler Knast geplant ■ Aus Hannover Jürges Voges
Die wichtigste „Zielperson“ des Celler Verfassungschutz-Anschlages, der niederländische Publizist Henk Wubben, der 1978 den V-Leuten Manfred Berger und Klaus Dieter Loudil als „Schleuse in den Untergrund“ dienen sollte, hat gestern in Hannover vor dem Untersuchungsausschuß des Niedersächsischen Landtages ausgesagt. Wubben schilderte, wie im Januar 1978 in Amsterdam der V-Mann Manfred Berger an ihn herangetreten ist und ihm einen Plan zur Befreiung des in Celle inhaftierten Sigurd Debus unterbreitete, der ein Freund des Niederländers war. Schon bei dem ersten Treffen, so sagte Wubben, habe Berger ihm einen Brief seines Freundes vorgelegt, in dem Debus um Hilfe bei seiner Befreiung bat, weil er gesundheitlich am Ende sei und im Knast kaputtgehe. Diese Hilfe für Debus, der später nach einem Hungerstreik im Gefängnis starb, habe er schon bei dem ersten Treffen dem V-Mann in Aussicht gestellt, sagte Wubben. Er habe sich bereit erklärt seinen Freund nach der Befreiung in den Niederlanden aufzunehmen und medizinisch zu Versorgen. Diese Zusage habe er jedoch, so betonte der Zeuge, von vornherein an drei Bedingungen geknüpft. Nur Debus, nicht die V- Leute sollten in den Niederlanden Unterschlupf erhalten. Bei der Befreiung dürfe nicht geschossen werden. Auch selbst beteiligen wollte sich der Niederländer an der angekündigten Befreiungsaktion nicht.
Wubben sagte aus, sich insgesamt sieben bis acht Mal mit dem V-Mann getroffen zu haben, und dies auch nur vor dem Celler Anschlag. Zahlreiche Punkte des Berichts der Landesregierung über die Celler „Aktion Feuerzauber“ bezeichnte der heute 46jährige Publizist als unwahr. So habe er nie die Zustimmung zu einem Bombenanschlag auf das Celler Gefängnis gegeben. Der Anschlag, der ja nach Absicht des Verfassungschutzes den V-Leuten eine Legende und den Zugang in den Untegrund verschaffen sollte, sei für ihn vielmehr eine „böse Überraschung gewesen“, sagte Wubben. Wubben bestritt auch energisch, dem V-Mann Berger Waffen oder Geld übergeben zu haben. Nach dem Anschlag habe ihn der V-Mann lediglich noch zweimal angerufen. Er habe jedoch weitere Treffen abgelehnt. Den Verdacht, daß Berger für einen Geheimdienst arbeitete, will Wubben schon sehr früh gehabt haben. Er sei gegenüber Berger, den er als unsymphatisch beschrieb, im Laufe der Treffen zunehmend mißtrauischer geworden, berichtete Wubben.
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