: Hanau: Uran illegal gelagert
■ NUKEM bestätigt neuen „Fehler“ der Transnuklear / Kernbrennstoff aus Karlsruhe ohne Genehmigung bei der TN abgestellt / Es geht um 6,6 Tonnen / Auch Kernforschungszentrum Karlsruhe belastet
Berlin (taz) – Die Hanauer Skandalfirma Transnuklear hat auf ihrem Betriebsgelände illegal „nuklear reines“ Natururan gelagert. Im Rahmen der nach dem Atomskandal angeordneten Betriebsprüfung flog die nicht genehmigte Lagerung auf. Insgesamt geht es um 6,6 Tonnen Uran, die in den Jahren zwischen 1982 und 1984 vom Kernforschungszentrum Karlsruhe nach Hanau transpor tiert worden waren. Ob alle sechseinhalb Tonnen aus reinem Natururan bestehen, wird gegenwärtig noch geprüft. Daß zumindest Teile davon unter die Kategorie „Kernbrennstoff“ fallen und auf dem Hanauer TN-Gelände „nichts zu suchen haben“, so das hessische Umweltministerium, ist sicher. Transnuklear darf lediglich radioaktive Materialien und Urangemische aufbewahren, aber keine Kernbrennstoffe, die der Kontrolle der IAEO unterstehen. Die TN-Muttergesellschaft NUKEM informierte am Montag die Öffentlichkeit von der illegalen Lagerung, nachdem zuvor das Umweltministerium unterrichtet worden war. NUKEM-Sprecher Pompetzki führte die widerrechtliche Lagerung auf hausinternes Versehen, aber auch auf Fehler des Kernforschungszentrums Karlsruhe (KFK) zurück.
KFK-Sprecher Körting bestätigte, daß das Uran ordnungsgemäß mit einem „Kernmaterial- Lieferschein“ versehen und „für jeden sichtlich deklariert“ war. NUKEM-Sprecher Pompetzki dazu: „Die Deklaration haben die Leute bei Transnuklear entweder nicht gelesen oder doch gelesen und sich nichts dabei gedacht.“ Gleichzeitig wußte aber das KFK, auch dies bestätigte der Karlsruher Sprecher Körting, daß die Transnuklear keine Kernbrennstoffe annehmen durfte, denn dies ging aus den Geschäftsbedingungen der Firma eindeutig hervor. Diese Einschränkung sei „nicht gut genug beachtet“ worden, räumte Körting gegenüber der taz ein. Das KFK habe sich nicht an den Vertrag gehalten, hält Pompetzki denn auch den Karlsruher Geschäftspartnern vor.
Die illegale Lagerung des Materials wird laut Auskunft des hessischen Umweltministeriums Eingang finden in die Gesamtbetrachtung der Hanauer Atomfirmen und in die Entscheidung über ihre Zukunft eingehen, die in den nächsten Wochen in Bonn und Wiesbaden getroffen werden muß. Zunächst müsse aber geklärt werden, ob sämtliche Chargen von insgesamt 6,6 Tonnen Kernbrennstoff-Charakter haben und somit illegal aufbewahrt wurden. –man-
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