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Killer per Inserat angeheuert

■ Millionen-Klage gegen Söldnerzeitschrift Soldiers of Fortune in den USA / Ebermann fand, was er suchte

Houston (Texas) (ap) – Ein amerikanisches Bundesgericht befaßt sich in einem Zivilprozeß mit einem Mord auf Bestellung, der über eine Kleinanzeige zustandegekommen sein soll. Das Opfer, Sandra Black aus Bryan, wurde 1985 erschossen; ihr Mann Robert ist unter der Anklage zum Tode verurteilt worden, dem Mörder 10.000 Dollar für die Tat gezahlt zu haben. Mutter und Sohn des Mordopfers haben die Zeitschrift Soldiers of Fortune, die sich selbst „Zeitschrift für Berufsabenteurer“ nennt, auf Schadenersatz in Höhe von rund 38 Millionen Mark verklagt. Sie begründen die Klage mit dem Vorwurf, die Zeitschrift habe fahrlässig gehandelt, indem sie die Anzeige veröffentlicht habe, die Mörder und Auftraggeber zusammenge bracht habe. Die Anzeige war Ende 1984 von dem damaligen Lastwagenfahrer John Wayne Hearn aufgegeben worden, der inzwischen wegen Mordes eine dreimal lebenslange Gefängnisstrafe verbüßt. In ihr waren ehemalige Marineinfanteristen, Vietnamkrieger und Waffenspezialisten mit Dschungelerfahrung für „hochriskante Aufgaben“ in den USA und im Ausland gesucht worden. Auf die viermalige Veröffentlichung des Inserats in Soldiers of Fortune seien täglich zwischen zehn und 20 Anfragen eingegangen. Die meisten Anrufer hätten sich für Hilfe bei Bombenanschlägen, Drogen- und Waffenschmuggel, Überfällen, Gefängnisausbrüchen und Morden interessiert. Einer der Leute, die auf die Anzeige reagierten, war laut Hearn Robert Black, der Ehemann des späteren Mordopfers. Hearn brachte die Frau im Februar 1985 vor ihrem Haus mit zwei Schüssen in den Kopf um. Über die Rolle, die die Anzeige für die Tat gespielt hatte, sagte er: „Wenn ich nicht in Soldier of Fortune inseriert hätte, hätte ich niemals jemanden getötet.“ Der Anwalt der Kläger erklärte in dem Verfahren, Hearn habe nach den Anzeigen in der Zeitschrift innerhalb von 45 Tagen drei Morde verübt. Der Anwalt der Zeitung legte dar, die Zeitschrift wende sich an ehemalige Vietnam-Kriegsteilnehmer, für die auf dem Weg über Kleinanzeigen Arbeitsmöglichkeiten beschafft werden sollten, aber auch an Militärhistoriker und an Leute, die das Abenteuer liebten.

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