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Duisburg: 15 neue Arbeitsplätze

Groteske SPD-Begeisterung über eine Nixdorf-“Initiative“ im krisengeschüttelten Rheinhausen / Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Schmiergeldaffäre beim Computer-Hersteller  ■ Aus Bochum Anne Weber

Bochum (taz) – Noch vor drei Tagen wurde die Nixdorf-Computer AG „Generalunternehmen für informationstechnische Lösung“ im Duisburger Rathaus gefeiert. Ministerpräsident Rau, Umweltminister Matthiessen und der Duisburger Bürgermeister Krings waren voll des Lobs für den „unternehmerischen Mut, für die Phantasie und Intelligenz“ (Krings) des Unternehmens. 15 Millionen Mark wird Nixdorf in den nächsten drei Jahren in ein „Informationszentrum für gefährliche Stoffe“ investieren. Nur 15 Fachleute will der Nixdorf- Chef Klaus Luft in dieser Duisburger Abteilung vorerst beschäftigen. Angesichts der 5.300 gefährdeten Arbeitsplätze in Rheinhausen ist die Begeisterung der sozialdemokratischen Politiker grotesk. Ob die geplante Datenverarbeitungsabteilung in Zukunft noch mehr Arbeitsplätze bieten könnte, liegt nach Auskunft der Nixdorf AG im unklaren.

Im unklaren wird dort auch die hauseigene Schmiergeldaffäre gehalten. Niemand will Genaues über die finanziellen Schiebereien einiger Nixdorf-Beschäftigter und insbesondere des ehemaligen Nixdorf-Pressesprechers Rolf Prey wissen. Angeblich ist dieser aus gesundheitlichen Gründen in Erholungsurlaub.

Die Staatsanwaltschaft Paderborn weiß da mehr zu berichten. Seit dem 17.2. ermittelt sie gegen Prey und eine nicht näher benannte Zahl anderer leitender Nixdorf- Mitarbeiter. Sie sollen Aufträge an diverse Druckereien in Nordrhein-Westfalen mit der Auflage vergeben haben, ihnen private Schmiergelder zukommen zu lassen. Die Hinweise auf diese dunklen Geschäfte stammen von Mitarbeitern des Computer-Giganten. Ob es sich um ehemalige oder noch beschäftigte handelt, ließ die Staatsanwaltschaft gestern noch offen. Ebenso gibt es keine Angaben über die Höhe der Schmiergelder, vermutet wird sie bei elf Millionen Mark. Außer der Staatsanwaltschaft wird sich demnächst auch die FDP mit den Geschäften von Rolf Prey befassen müssen: Prey ist der Vorsitzende der FDP- Kreistagsfraktion in Paderborn.

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