: Streit um Uran–Schiebereien
Berlin (taz/ap) - Der Streit um die falschen Deklarationen und Schiebereien von Uran geht weiter. Einen Tag nach der Rüge dieser Praxis durch Umweltminister Töpfer sprang Forschungsminister Riesenhuber der Atomindustrie zuhilfe. Er ließ eine Stellungnahme der Euratom verteilen, die den Flaggentausch zur Verschleierung der Herkunft (z.B. von südafrikanischem Uran) als „normal“ und „legal“ verteidigte. Im Endprodukt des Brennstoffs könne ohnehin niemand mehr die Herkunft der Atome identifizieren. Wenn ein Brennelement– Hersteller etwa 20 Prozent Uran aus einem Land X und 80 Prozent aus dem Land Y habe, würde der Ursprung „umgetauft“, um eine einheitliche Ware zu erhalten. Als Ausgleich würde dann bei einem anderen Hersteller ein Äquivalent ebenfalls umgetauft. Der FDP–Abgeordnete Hirsch kritisierte die Schiebereien, mit denen „eine weitere Säule der friedlichen Nutzung der Kernenergie mutwillig zerstört“ worden sei. Außerdem seien internationale Verwendungsverbote durchbrochen und erhebliche Gewinne erzielt worden. Wer angesichts solcher Praktiken noch an eine wirksame öffentliche Kontrolle über den Verbleib von Spaltmaterial glaube, der sei „zu bewundern“. Es sei unerträglich, daß diese Uran–Tauschgeschäfte unter tätiger Mitwirkung des Bundesforschungsministeriums und der Euratom auch noch als „normaler Vorgang“ dargestellt würden. Die Bundesregierung solle sofort mitteilen, ob und in welchem Umfang sie von diesen Praktiken gewußt hat. Die heimliche Lagerung von 6,6 Tonnen Uran bei Transnuklear habe „anscheinend dem Zweck gedient, für die Schiebereien eine Manövriermasse zu haben“, vermutet Hirsch.
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