: BKA fahndet nach „RZ“
■ Fahndungsaufruf gegen „Revolutionäre Zellen“ und „Rote Zora“ / Verdachtsmomente sind dürftig / Öffentlichkleitsfahndung bei vier Personen
Karlsruhe(taz) – Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Mitglieder der „Revolutionären Zellen (RZ)“ und der „Roten Zora“ haben Bundesanwaltschaft (BAW) und Bundeskriminalamt (BKA) vier weitere Personen zur Öffentlichkeitsfahndung ausgeschrieben. Der 39jährigen Adrienne G. wirft die BAW vor, einen Wecker der Marke „Emes- Snochron“ am 15.Oktober 86 in Dortmund gekauft zu haben, der bei dem versuchten Sprengstoffanschlag auf das Gentechnische Institut in Berlin am 18.Oktober 86 benutzt worden sei. Der Lebensgefährte von Adrienne G., der 39jährige Thomas K., wurde ebenfalls in die Fahndung einbezogen. K. habe „seit langem enge persönliche Beziehungen“ zu Frau G. und „ist wie diese als Elek troniker ausgebildet und damit jederzeit in der Lage, die Zeitverzögerung für einen Sprengstoff- oder Brandsatz zu bauen“, meinte Rebmann in einer extra einberufenen Pressekonferenz. Diesen recht ungewöhnlichen Schritt, sich per Pressekonferenz und nicht per Pressemitteilung an die Journalisten zu wenden, begründete der Chef der BAW damit, daß „verschiedene Presseveröffentlichung der letzten Zeit eine Klarstellung erfordern“.
Juliane B. und die Journalistin Corinna K., eine Mitarbeiterin der taz in Bochum, wirft die BAW ebenfalls vor, im Besitz eines Weckers der oben genannten Marke, des „typischen Tatmittels“ der „RZ“ gewesen zu sein. Daß beide Wecker nicht zum Einsatz gelangt seien, liegt nach Überzeugung der Fahnder an einer Warnung durch die seit dem 20.12.87 inhaftierten Ingrid Strobl. Wie diese Warnung konkret erfolgt sein sollte, konnte Rebmann nicht mitteilen.
Corinna K. und Juliane B. seien wie Adrienne G. der Beteiligung an den Anschlägen auf die Adler- Bekleidungswerke am 15.August 87 verdächtigt. Allerdings war die BAW auch auf Nachfragen nicht bereit, ihre Verdachtsmomente zu konkretisieren und zu klären, welche Form der Mittäterschaft vorliege. Zu erfahren war lediglich, daß die drei Frauen „in enger Verbindung“ untereinander gestanden hätten und sich „intensiv mit Gen- und Biotechnologie und dem gewaltsamen Widerstand gegen derartige Forschung“ beschäftigt hätten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen