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Bekennerbrief zu entführtem UN-Offizier

■ „Organisation der Unterdrückten“ fordert Freilassung von Gefangenen / Zusammenstöße zwischen Amal und Hizbollah

Beirut/Washington (rtr/taz) – Der im Libanon entführte US- amerikanische UNO-Offizier William Higgins befindet sich offenbar in den Händen einer Gruppierung namens „Organisation der Unterdrückten“.

Einem Bekennerschreiben, das am Freitag einer internationalen Nachrichtenagentur in Westbeirut übermittelt wurde, war eine Fotokopie der angeblichen Ausweise des Chefs der Waffenstillstandskommission der UNO beigelegt. Die Papiere sind in englisch und hebräisch ausgestellt und mit einem Foto versehen.

Die Entführer, die Higgins als Spion des amerikanischen Geheimdienstes CIA bezeichnen, fordern den Abzug aller israelischen Truppen aus dem Libanon, die Freilassung aller arabischen Gefangenen aus Chiam im Südlibanon und den israelischen Gefängnissen sowie das Ende jeder Einmischung der USA.

Higgins war am Mittwoch nahe der Stadt Sur im Süden des Landes entführt worden. Das Gebiet untersteht der Kontrolle der schiitischen Amal-Miliz; allerdings ist deren Konkurrenzorganisation, die pro-iranische Hizbollah, dort ebenfalls präsent.

UNO-Soldaten und Milizionäre von Amal durchkämmten gemeinsam das Gelände südöstlich von Sur auf der Suche nach den Entführern. Dabei ist es nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen zu Zusammenstößen zwischen Milizionären von Amal und Hizboallah gekommen.

Einen denkbar schlechten Dienst hat unterdessen US-Präsident Ronald Reagan dem entführten US-Soldaten erwiesen, als er am Donnerstag erklärte, er wolle „alles unternehmen“, um diesen zu „retten“. Für die Kidnapper dürfte dies einer Aufwertung ihres Gefangenen gleichkommen.

Nachdem sich die Äußerung des US-Präsidenten bereits auf die Börsenkrise niedergeschlagen hatte, sah sich das Präsidialamt veranlaßt, die Worte Reagans zurechtzurücken. Unter der angekündigten „Rettung“ sei zu verstehen, daß diplomatische Vermittler in die Geiselaffäre eingeschaltet werden, hieß es.

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