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Niedrigstrahlung unter der Lupe

Exponenten der Auseinandersetzung bei Symposium um die Wirkungen radioaktiver Niedrigstrahlung in Münster versammelt / Streit um Grenzwerte bei Atom-Arbeit zwischen „Abwiegler“ und „Panikmacher“  ■ Aus Münster G. Rosenkranz

Vor einem sehr gemischten Publikum aus Fachleuten und interessierten Laien wurde am Freitag das internationale Symposium über „Die Wirkung niedriger Strahlendosen auf den Menschen“ in Münster eröffnet. Die etwa 500 Teilnehmer im vollbesetzten Hörsaal des Universitätsklinikums dokumentierten, daß das öffentliche Interesse am Thema auch zwei Jahre nach Tschernobyl unverändert groß ist.

Zu dem Treffen waren Exponenten beider Lager in der Niedrigstrahlen-Debatte, die „Abwiegler“ und die „Panikmacher“, angereist. Den von den Veranstaltern gewünschten „unharmonischen Verlauf“ eröffnete die Bremer Professorin Schmitz-Feuer hake, die deutliche Hinweise sieht, daß der Mongolismus bei Kindern durch niedrige Strahlendosen ausgelöst wird. In ihrem Referat forderte sie die Herabsetzung der jährlichen Strahlengrenzwerte für Beschäftigte in Atomanlagen um einen Faktor von deutlich mehr als drei. Dies sei eine notwendige Konsequenz aus der bisherigen Überschätzung der Strahlendosen in Hiroshima und Nagasaki. Während die englische Strahlenschutzbehörde daraufhin die Grenzwerte für Atom-Arbeiter um den Faktor drei zurücknahm, sieht die Internationale Strahlenschutzbehörde ICRP keinen Handlungsbedarf. Die bundesdeutsche Strahlenschutzkommission lehnt eine generelle Herabsetzung der Grenzwerte bislang ebenfalls ab, empfahl aber kürz lich eine Begrenzung der Strahlenhöchstdosis für die gesamte Lebensarbeitszeit von 40 Rem.

Die britische Krebsforscherin Alice Stewart, stellte ihre Studie vom Zusammenhang von radioaktiver Hintergrundstrahlung und Krebs bei Kindern vor. Alice Stewart, die „immer da suchte, wo andere nicht suchten“ (Sitzungsleiter Professor Köhnlein) hatte mit als erste auf eine erhöhte Leukämiehäufigkeit in der Umgebung von Atomanlagen hingewiesen den alternativen Nobelpreis 1986 erhalten.

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