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Atom–Ausschuß ist überrascht

■ taz–Bericht über Spezial–Versteck in den Mol–Fässern im Untersuchungsausschuß bestätigt / Hanauer Staatsanwälte waren bei Öffnung der Fässer dabei / Fässer mit größerer Wandstärke

Bonn (dpa/taz) - Berichte über den plutoniumhaltigen Inhalt in zwei mit speziellen Stahlbehältern ausgestatteten Atommüllfässern aus Mol haben den Untersuchungsausschuß des Bundestages zur Aufklärung des Hanauer Atomskandals überrascht. In der nichtöffentlichen Sitzung des Ausschusses berichtete einer der beiden Staatsanwälte aus Hanau, die am Freitag gehört wurden, daß er bei der Öffnung eines dieser Fässer in der Kernforschungsanlage Jülich dabeigewesen sei. Die Ausschußvorsitzende Ingrid Matthäus–Maier (SPD), die dies anschließend vor Jounalisten mitteilte, äußerte die Mutma ßung, daß hier von dem belgischen Atomzentrum Mol, aus dem die Fässer stammen, etwas „vertuscht“ werden sollte. Demgegenüber erklärte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums, hier handele es sich um ein von der belgischen Seite praktiziertes Verfahren im Interesse einer zusätzlichen Strahlenschutzvorsorge. Nach belgischen Angaben weise ein großer Teil von 321 Fässern aus Mol, die insgesamt etwa 200 Milligramm Plutonium enthalten sollen, diese Stahlbehälter auf. Die taz hatte Versteck und Methode der belgischen Verpackungskünstler gestern beschrieben. Der mit der Untersuchung beauftragte Jülicher Wissenschaftler Reinhard Odoj berichtete am Freitag auf dpa–Anfrage, daß in bisher zwei Atommüllfässern Stahlbehälter mit einer jeweiligen Wandstärke von drei Zentimeter festgestellt worden seien. Normalerweise würden Stahlzylinder nur mit einer Wandstärke von einem Millimeter für die Einlagerung des Atommülls verwendet. Die beiden Fässer, in denen Plutoniumspuren festgestellt wurden, stammten aus den Kernkraftwerken Würgassen und Stade und sollten nach der Deklaration Abfall aus diesen Anlagen enthalten.

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