: Klein will CSU–Pfründe mehren
Noch nicht lange ist es her, daß die Grünen Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der staatlichen Entwicklungshilfe–Organisation GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit) begehrten - wie alle im Bundestag vertretenen Parteien. Ihr Ansinnen wurde abgeschmettert, dafür zeigt ihnen jetzt der zuständige Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hans Klein (CSU), wie man es macht: Er seinerseits will den Einfluß seiner Partei in der GTZ vergrößern und deshalb gleich einen vierten Geschäftsführerposten schaffen, um ihn mit einem Parteifreund zu besetzen. Die Rede ist dabei von Rainer Gepperth. Der Mann von der CSU–nahen Hanns– Seidel–Stiftung könnte der GTZ– Entwicklungspolitik zu einem ganz neuen Sinn verhelfen, hat er doch einschlägige Erfahrung darin, wie scheinbar unverfängliche bundesdeutsche Organisationen direkt in die innenpolitische Landschaft der Entwicklungsländer intervenieren. Erst im vergangenen Jahr hatte Gepperths Hanns–Seidel–“Entwicklungs“–Politik zu einer mittleren Staatskrise in Ecuadors Parteiengefüge geführt. Morgen soll im Aufsichtsrat der GTZ die Entscheidung über den vierten Aufsichtsratsposten fallen. Da die Belegschaftsvertre ter geschlossen gegen die Personalaufstockung an der Spitze votieren werden, könnte die doppelte Stimme des Vorsitzenden und Staatssekretärs in Kleins Ministerium, Siegfries Lengl (CSU), ausschlaggebend sein. Alle Augen richten sich dann auf Helmut Esters. Er vertritt die SPD–Bundestagsfraktion auf der „Eigner“– Seite. Esters könnte sich jedoch veranlaßt sehen, für Gepperth den Steigbügelhalter zu spielen. Die Installierung eines vierten Geschäftsführers ist Bestandteil einer umfassenderen Neuordnung der GTZ auf den unteren Ebenen. Und diese Neuordnung war vor drei Jahren von Esters selbst initiiert worden. Er ist Mitglied im Bundestags–Haushaltsausschuß, und hatte in dieser Eigenschaft eine Haushaltssperre für die GTZ erwirkt. Geld sollte es nur dann geben, wenn eine Unternehmensberatungsfirma die gesamte GTZ durchforsten würde. Die Beratungsfirma Roland Berger hat nun durchforstet, ihr Vorschlag lief allerdings auf zwei zusätzliche Geschäftsführer hinaus. Auf insgesamt fünf Geschäftsführer wollte sich Klein als oberster Dienstherr in seinem Votum freilich nicht einlassen, wäre es dann doch naheliegend gewesen, allen Bundestagsparteien ein solches Amt zukommen zu lassen. ulk
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