: Mudjaheddin uneinig
■ Im Bündnis der afghanischen Widerstandsallianz kriselt es Rücktritt des Vorsitzenden „aus Gesundheitsgründen“
Genf/Islamabad (afp) - Am Vorabend der vorerst letzten Gesprächsrunde in Genf über eine Beilegung des Afghanistan–Konflikt ist die Uneinigkeit in den Reihen der Mudjaheddin offen zutage getreten. Der Führer der Widerstandsallianz aus sieben Gruppen, Junis Chalis, ist am Samstag „aus Gesundheitsgründen“ von seinem Posten zurückgetreten. Gleichzeitig legte er den Vorsitz im Obersten Islamischen Einheitsrat der Mudjaheddin nieder, bleibt jedoch Führer seiner fundamentalistischen Partei. Beobachter bezeichnen Chalis Rücktritt als Schlag für das Bündnis, nachdem bereits in den vergangenen Wochen tiefe Meinungsunterschiede über die Haltung zu den Gesprächen in Genf deutlich geworden waren. Chalis Rücktritt wird interpretiert als Protest gegen den wachsenden Einfluß der gemäßigten Kräfte innerhalb der Allianz. Im Widerstandsbündnis werden drei Gruppen als gemäßigt traditionalistisch eingestuft: die Nationale Befreiungsfront Modschaddedis, der am Anfang der Woche seinen Rücktritt aus der Allianz angekündigt, aber nach drei Tagen zurückgenommen hatte, die Nationale Islamische Front unter Führung von Sajed Gailani und der Harakat Nabi Mohammadis. Die anderen vier Parteien - neben der Gruppe von Chalis der Jamiat–e– Islami, die Islamische Allianz und die Hebi–i–Islami unter Führung von Hekmatjar - gelten als fundamentalistisch. Nachdem vergangene Woche die indirekten Gespräch in Genf zwischen Kabul und Islamabad unter Vermittlung des UN–Beauftragten Cordovez festgefahren waren, werden die beiden Delegationen heute zu einer vorerst letzten Verhandlungsrunde zusammentreffen, deren Erfolgsaussichten von Beobachtern sehr skeptisch beurteilt werden. Parteichef Gorbatschow hatte für den Fall einer Einigung in Genf bis zum 15.3. angeboten, die auf 115.000 Mann geschätzten sowjetischen Truppen in Afghanistan vom 15.5. an etappenweise abzuziehen. Pakistan machte bislang seine Unterschrift unter das Abkommen, das unter anderem die Einstellung jeglicher ausländischen Hilfe an die beiden Konfliktparteien vorsieht, von der Bildung einer Übergangsregierung in Kabul unter Beteiligung der Mudjaheddin abhängig.
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