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Späte Trauer um Sinti

■ Gedenkfeier anläßlich des 45. Jahrestages der „Zigeuner“– Deportationen / Bischof: Heimatrecht der Sinti und Roma

Aus Speyer Felix Kurz

Als erste begrüßte Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, die Überlebenden der Konzentrationslager der Nazis. Der Ort seiner Ansprache war ungewöhnlich. 43 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, der auch ein Ende des faschistischen Terrors in Europa bedeutete, schaffte es die katholische Kirche, in einem Gedenkgottesdienst die Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes an Sinti und Roma im Speyerer Dom zu erinnern. Die Worte, die der Speyerer Bischof Anton Schlembach dann in seiner Ansprache und der anschließenden Predigt fand, waren deutlich. Schlembach betonte ausdrücklich ein Heimatrecht der deutschen Sinti und Roma. Und das „himmelschreiende Unrecht“, das dieser Volksgruppe angetan wurde, sei „immer noch nicht allen bewußt, nicht überall bekannt“. Diejenigen von uns, die nicht direkt Betroffene sind, die Nicht–Sinti brauchen die Erinnerung an diesen Teile des Holocaust, sagte Schlembach. „Er darf nicht verdrängt und nicht vergessen werden. Wer hier vergißt, vergißt Taten, Untaten und Leiden, die unsere heutige Geschichte noch mitbestimmen, wirft in unverantwortlicher Weise Lebenserfahrungen zum Fenster hinaus.“ Auch die Wiedergutmachungsversuche - „mehr kann es nicht sein“, fügte der Bischof hinzu - seien „nicht befriedigend“. Konkreter Anlaß der Euscharistiefeier war der 45. Jahrestag der großen „Zigeuner“–Deportationen am 13. März 1943. An diesem Tag wurden 22.000 Sinti und Roma aus elf Ländern Europas in das „Zigeunerlager“ des KZs Auschwitz– Birkenau verschleppt. Fortsetzung Seite 2

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