Methadon für eine bessere Zukunft

■ Methadon in NRW / Vergabe der Ersatzdroge nur unter strengen Auflagen / Kandidaten müssen zwei fehlgeschlagene Therapieversuche nachweisen / Versuchsgruppe darf hundert Personen nicht überschreiten / Modell vorerst nur in Düsseldorf, Bochum und Essen

Aus Bochum Anne Weber

In einer fünfjährigen „Erprobungsphase“ wird das Sozial–Ministerium in Nordrhein–Westfalen FixerInnen den Umstieg von Heroin auf Methadon ermöglichen. Der Modellversuch mit der auch als Polamidon bekannten Ersatzdroge ist auf Düsseldorf, Essen und Bochum beschränkt. Im April soll dort in Drogenberatungsstellen, Gesundheitsämtern und psychiatrischen Abteilungen der ortsansässigen Kliniken mit der Beratung der Drogenabhängigen begonnen werden. Zum Modellversuch zugelassen werden jedoch nur 75 bis 100 ausstiegswillige Drogennützer. Methadon wird in den Nachbarländern und den USA schon seit Jahren als legitimierte Ersatzdroge eingesetzt. In der Bundesrepublik ist der morphinähnliche Suchtstoff umstritten. Der nordrhein–westfälische Gesundheitsminister Heinemann zog sich im Vorfeld des Methadonprojekts Kritik von allen Seiten zu. Während die Drogenberatungsstelle Düsseldorf das Projekt als „mutigen Alleingang und Vorstoß Heinemanns“ uneingeschränkt gut heißt, wird es in Essen als „typisch deutsch“ aufgefaßt. Der Modellversuch unterliegt strikten Auflagen. Demnach können nur Drogenabhängige, die mindestens zwei Entzugsversuche hinter sich haben und über 22 Jahre alt sind, die Ersatzdroge Methadon erhalten. Oder sie sind volljährig und aidsinfiziert, auch dann dürfen sie von den Beratungsstellen in das laufende Versuchsprojekt aufgenommen werden. Um an Methadontabletten zu kommen, müssen sich die Umsteigewilligen einer kontinuierlichen psycho–sozialen Beratung unterziehen. Nach Auskunft der Beratungsstellen würden dadurch viele abgeschreckt, andere müßten dagegen regelrecht „abgewimmelt“ werden, weil sie den Bedingungen nicht entsprächen. Auch wenn das Gesundheitsministerium dieses Projekt primär mit dem Ziel der Drogenabstinenz finanziert, so ist doch festzustellen, daß von Seiten des Ministeriums das Problem „Sucht“ zunehmend als solches akzeptiert wird. Die strengen Auflagen „sind nicht nur schlecht, da sie das Modell klein und überschaubar halten“, heißt es von der Bochumer Beratungsstelle. In Essen arrangieren sich die BetreuerInnen ebenfalls mit „dem kleinsten Nenner“. Die gemeinsamen Ziele des Ministeriums und der Beratungsstellen sind die Aidsprophylaxe und die Resozialisierung der Umsteigewilligen: Die Vergabe von Methadon macht den mehrmaligen Gebrauch von Injektionsnadeln für FixerInnen überflüssig. Diebstahl und Prostitution sowie anderen kriminellen Delikten zur Beschaffung von Heroin wird vorgebeugt.