: Olivenöl mit Krebserregern
■ Stuttgarter Chemiker entdeckten nach einem Bericht der Zeit Perchlorethylen in Speisefetten / Information soll wegen den Landtagswahlen in Baden–Württemberg zurückgehalten worden sein
Stuttgart (ap) - In hochwertigen, kaltgepreßten Olivenölen aus Mittelmeerländern ist nach einem Bericht der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit die krebsverdächtige Chemikalie Perchlorethylen entdeckt worden. Chemiker des Landesuntersuchungsamtes Stuttgart seien in den teuren Speisefetten aus Italien, Frankreich und Spanien auf hohe Konzentrationen des Lösungs– und Reinigungsmittels gestoßen. Wegen der Landtagswahl in Baden– Württemberg hätten staatliche Stellen jedoch diese Information nicht weitergegeben und die Gefahr verharmlost, schreibt das Blatt in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Bericht. Perchlorethylen, unter der Kurzbezeichnung Per bekannt, war in den vergangenen Wochen in mehreren Bundesländern ins Gerede gekommen. Die Chemikalie, die vor allem in Reinigungsunternehmen verwendet wird, war beispielsweise in Hamburg in hohen Konzentrationen in Wohnungen entdeckt worden, die über chemischen Reinigungen liegen. Nach Angaben der Zeit ist bislang noch ungeklärt, wie die Chemikalie in das als besonders rein und hochwertig geltende kaltgepreßte Olivenöl gekommen ist. Die baden–württembergische Polizei schließe nicht aus, daß minderwertiges Öl mit dem kaltgepreßten vermischt wurde, um höhere Preise zu erzielen. Außer in Stuttgart, wo in einer Lieferung aus Spanien Per–Konzentrationen von 1,4 Milligramm je Liter gefunden worden seien, hätten Fahnder in anderen Bundesländern Konzentrationen von bis zu 3,1 Milligramm Per je Liter Öl festgestellt, heißt es in der Wochenzeitung. Bislang ist laut Zeit nicht bekannt, welche Marken von der Verseuchung mit Per betroffen sind. Aus diesem Grund habe die baden–württembergische Verbraucherzentrale generell den Boykott solcher Öle empfohlen. Das Blatt zitiert eine Verbraucherberaterin mit den Worten: „Da die Regierung die Namen der in den Skandal verwickelten Firmen verschweigt, bleibt uns nichts anderes übrig, als den Leuten selbst zu empfehlen, allgemein in den Einkaufsläden einen Bogen um Olivenöl zu machen.“ Nach Angaben der Zeitung wurden die Ermittlungen wegen der Chemikalie im Öl bereits auf mehrere EG–Staaten ausgedehnt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen