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Honduras sollte für die CIA einspringen

Noch sind die letzte Woche eingeflogenen 3.200 US–amerikanischen Soldaten in Honduras - Montag sollen sie wieder abziehen -, und schon kommt ans Licht der Öffentlichkeit, mit welchen Tricks die US–Regierung in den letzten Wochen in Honduras gearbeitet hat. Kaum hatte der Kongreß im Februar Reagans „Hilfspaket“ für die Contra abgelehnt, da fragten US–Beamte die honduranische Militärführung, ob sie nicht die logistische Unterstützung der Contra von der CIA übernehmen könnte. Die Quellen dieser Information - sowohl honduranische Quellen wie ausländische Diplomaten - wissen auch, warum es schließlich nicht dazu kam: Der Oberste Ar meerat der Honduraner entschied, eine so direkte Contra–Unterstützung wäre doch eine zu offensichtliche Verletzung des Zentralamerika–Abkommens. Ein Diplomat, der über die US– honduranischen Verhandlungen Bescheid weiß: „Das wäre für sie eine zu große Operation gewesen, zu viele Leute hätten sie gesehen - zu schwierig, sie still zu halten.“ Hinzu kam eine größer werdende Unlust der Honduraner, weiter als Aufmarschgebiet der Contra zu dienen. Und die Art, wie vor einer Woche Honduras von den Vereinigten Staaten über den Tisch gezogen wurde, damit Reagan seine Fallschirmspringer schicken durfte, hat ihre Stimmung nicht gerade gehoben. Wochen vorher, als die Sandinisten Truppen in der Grenzregion zusammenzogen, um ihre Offensive gegen die Contra zu planen, ließen die Vereinigten Staaten den Honduranern die Fotos aus ihrer Satellitenspionage zukommen und, so nennt es eine Quelle, „bereiteten Honduras psychologisch vor“. Eine vorsichtige Kampagne der US–Botschaft drängte die honduranische Regierung schon jetzt zu einer spektakulären Antwort. Als dann die sandinistische Offensive angelaufen war, schafften die USA es zwar, Präsident Azcona solange zu bearbeiten, bis er US– Truppen anforderte. Doch ihrer dringlichen Bitte, die nicaraguanische Minenstadt Bonanza, 80 Kilometer südlich der Grenze, mit dem dortigen Militärstützpunkt zu bombardieren, widersetzte sich die honduranische Armeeführung. Statt dessen ließ sie „nur“ über der dünn besiedelten Grenzregion im Bocay einige Bomben abwerfen. Ein Diplomat: „Die Honduraner haben diese Bombardierungen benutzt, um dem Druck der USA auszuweichen.“ Der Ablauf der US–Einmischung hat auch die Schwäche der honduranischen Armee sichtbar gemacht. „Im Frieden muß man sie füttern, im Krieg ihr zu Hilfe kommen“, so bringt es der Soziologe Victor Meza auf den Punkt. Jedenfalls hat ihm die servile Antwort Azconas an US–Präsident Ronald Reagan den Zorn auch vieler der jüngeren nationalistischen Offiziere seines Landes eingebracht. Erste Konsequenz: Das Außenministerium hat sich zum Abschluß des Waffenstillstands in Sapoa viel positiver geäußert als die Regierung in Washington: „Wir warten darauf“, sagte Ministeriumssprecher Eugenio Castro, „daß der Friedensvertrag vom August jetzt eingehalten wird. Für Honduras haben die letzten beiden Wochen die Kosten der Contra–Präsenz dramatisch vor Augen geführt: Sie macht Honduras zum Bauern im Krieg, den jemand anders führt.“ Gesagt, wen er damit meinte, hat er nicht. Alison Mitchell (wps) /mr

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