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Königsmacher

■ Jesse Jackson erobert die Demokratische Partei

Jahrelang blieb Linken und Alternativen in den USA nicht mehr, als die politischen Erfolge der bundesdeutschen Grünen zu bewundern. Doch jetzt setzen die Regenbogen– Politiker um Jesse Jackson zum Sturm auf die Demokratische Partei an. 1984 gab Jackson die ehrgeizige Parole aus: „Erst übernehmen wir die Demokratische Partei und dann die Präsidentschaft!“ Diese Strategie wird durch den Erfolg des schwarzen Präsidentschaftsbewerbers bei den demokratischen Vorwahlen im US–Bundesstaat Michigan am Wochenende bestätigt. Jackson gelingt es nun schon zum zweitenmal, die Allianz aus Arbeitern, Arbeitslosen, ruinierten Bauern, ethnischen und nationalen Minderheiten, Rüstungs– und Atomkraftgegnern hinter sich zu vereinen. Anders als bei den letzten Präsidentschaftswahlen 1984 scheint es ihm diesesmal außerdem zu gelingen, jene - vor allem Weiße - anzusprechen, die nach acht Jahren Reagan–Revolution eine Alternative suchen. Jacksons Erfolge stoßen auf erbitterten Widerstand im Parteiapparat. Bisher hoffte man, ihn auf dem Parteitag im Juli austricksen zu können. Mindestens 2.082 Delegierte muß der Bewerber auf sich vereinigen können, um zum Präsidentschaftskandidaten ernannt zu werden. Auch auf die Gefahr hin, die schwarzen Wähler zu verprellen, sollten dem bisherigen Favoriten Dukakis zu dessen geschätzten 1.400 Delegierten die rund 700 „unabhängigen“ Superdelegierten des Parteiapparates zugeschlagen werden. Damit wollten die weißen Parteistrategen verhindern, daß Jackson die Funktion des Königmachers zukommt. Dieses Kalkül ist allerdings hinfällig, wenn Jackson seine jetzt gewonnene Spitzenposition weiter halten kann. Wenn sich dieser Trend bestätigt, werden aber weder Dukakis noch Jackson genug Delegierte hinter sich vereinigen können. Deshalb spekulieren die Strategen auf den Gouverneur von New York, Mario Cuomo, der dann als Retter in der Not gegen den republikanischen Herausforderer antreten könnte. Auf der Strecke bliebe dabei allerdings wieder einmal die Hoffnung auf einen fundamentalen Kurswechsel in den USA. Michael Fischer

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