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Um Haaresbreite

■ Zum Flugzeugabsturz beim AKW Ohu

Das Restrisiko kam im Morgengrauen, es war 10.000 Kilo schwer und 1.000 km/h schnell. Mathematiker dürfen jetzt ausrechnen, wieviele Wimpernschläge zwischen dem Aufschlagort, auf dem die Mirage explodierte und der Reaktorkuppel von Ohu lagen: zwischen einem „normalen“ Flugzeugabsturz und der nicht vorstellbaren Katastrophe. Zwei Jahre nach Tschernobyl sind wir knapp daran vorbeigeschrammt, hat Europa unverschämtes Glück gehabt. Daß der Reaktor der Mirage standgehalten hätte, glaubt bis auf den bayerischen Umweltminister niemand. Und selbst dem dürfte sich bei der Vorstellung des Crashs das Nackenhaar sichtbar sträuben. Die Wahrscheinlichkeit für einen Flugzeugabsturz auf ein AKW - das haben die (Un)Sicherheitsphilosophen der Atomgemeinde tausendmal vorgerechnet - liegt bei 1: 1.000.000. Was sagen solche Zahlen? Nichts. Die Wahrscheinlichkeit ist höher als jene für einen Sechser im Lotto, und an den glauben Millionen Deutsche, zweimal die Woche. An den Flugzeugabsturz glaubt niemand, nur jene furchtbar dummen Untergangsprediger, die nach Murphys Gesetz davon überzeugt sind, daß alles, was passieren kann, irgendwann auch passiert. Und was passiert nach dem Beinahe–Crash von Ohu, drei Tage nach dem Harrisburg–Jahrestag? Der Flugschreiber wird seziert, die Franzosen werden prüfen, Herr Töpfer wird eine Kommission einsetzen, die Grünen werden protestieren, die IAEO wird sich für nicht zuständig erklären. Bis zum nächsten Mal. Ob wir dann von der Katastrophe um die Breite jenes Haares verschont bleiben, das uns im Ernstfall ausgefallen wäre? In Büscheln! Manfred Kriener

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