Grünes Licht für die Nukem

■ Die Hanauer Skandalfirma ist mit geschickter Tarnung wieder im Geschäft / Weiter–Produktion gilt als „Leerfahren der Anlage“ / Herstellung weiterer Brennelemente wird ermöglicht

Berlin (taz) - Die Hanauer Skandalfirma Nukem darf wieder produzieren. Das hessische Umweltministerium gab dem Unternehmen gestern eine bis zum Jahresende befristete Betriebserlaubnis, mit der das Unternehmen - so die formelle Sprachregelung - die endgültige Stillegung seiner Altanlagen vorbereiten soll. Für die Nukem kommt die neue Betriebserlaubnis wunschgemäß und gerade rechtzeitig. Sie ermöglicht dem Unternehmen die Herstellung weiterer 100.000 Brennelemente für den Hochtemperatur–Reaktor (HTR) in Hamm– Uentrop. Das zur Produktion notwendige Uran ruht derzeit in verschiedenen Fertigungsstufen auf dem Betriebsgelände in Hanau. Ohne deren Verarbeitung zu Brennstoff–Kugeln wäre der lang fristige Betrieb des HTR nicht möglich. Nach Informationen des Spiegel hatten sich Anfang März Ministeriale aus Bonn und Düsseldorf getroffen und über die Abhängigkeit des HTR von der Nukem–Produktion diskutiert. Der auf dieser Sitzung anvisierte Ausweg wurde jetzt vollzogen: Nukem darf „aus Sicherheitsgründen“ seine Anlage „leerfahren“ und die atomaren Reststoffe verbrauchen, also wieder produzieren. Weitere Kernbrennstoffe dürften nicht angenommen werden, erläuterte Umweltminister Weimar gestern das von ihm erteilte grüne Licht. Das wird von der Nukem allerdings auch nicht angestrebt. Mit der Rest–Produktion an Brennelementen für den HTR kann die Nukem nahezu ihr komplettes Auftragsvolumen bis zur Inbetriebnahme der Neuanlage abwickeln. Schon bei der „freiwilligen Stillegung“ hatte der neue Nukem–Chef Liebmann dem Bonner Umweltministerium mitgeteilt, daß man im Rahmen einer Sondererlaubnis noch die vorhandenen Reststoffe abarbeiten wolle. Mit der befristeten Betriebserlaubnis hat die Firma dieses Ziel voll erreicht. Die ebenfalls stillgelegte Nukem–Tochter Transnuklear ist inzwischen wieder aktiv geworden. Unter der formalen Verantwortlichkeit der Mannheimer Hochtemperatur–Reaktorbau (HRB) transportieren Transnuklear– LKWs seit Mitte März 360.000 Brennstoff–Kugeln für den HTR von Hanau nach Hamm. -man–