: ANC: Paris mitschuldig an Mord
■ Frankreich hätte Dulcie September schützen müssen / Schwere Anschuldigungen gegen einen Berater des Innenministers Charles Pasqua / Fransösische Behörde weist Vorwürfe zurück
Paris (afp) - Die verbotene Widerstandsorganisation „African National Congress“ (ANC) hat gestern erneut die französische Regierung für die Ermordung von Dulcie September mitveranwortlich gemacht. Zudem erhob Frankreichs Presse schwere Vorwürfe gegen einen engen Mitarbeiter von Innenminister Charles Pasqua, der angeblich für den südafrikanischen Geheimdienst arbeitet und die Ausweisung der letzte Woche in Paris ermordeten ANC–Vertreterin vorbereitet haben soll. Die französischen Behörden hätten Dulcie September unter Polizeischutz stellen müssen, erklärte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Paris das ANC–Mitglied James Stuart. Sie sei in Dokumenten über Attentats– und Entführungspläne des südafrikanischen Geheimdienstes „National Intelligence Service“ (NIS) erwähnt gewesen, die im vergangenen Jahr bei der Festnahme von NIS–Agenten in London beschlagnahmt wurden. Frankreich sei im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung über diese Liste unterrichtet worden, habe aber keine Maßnahmen getroffen. Der „African National Congress“ ist von der Verantwortung des südafrikanischen Geheimdienstes überzeugt, aber hat nach den Worten von Stuart hierfür bisher keine Beweise. Die französische Regierung versichert, sie sei von der Bedrohung der ANC–Vertreterin nicht unterrichtet gewesen und keinen Antrag auf Polizeischutz erhalten. Auch am gestrigen Dienstag dementierte Verteidigungsminister Andre Giraud Presseberichte, nach denen der Geheimdienst von den Attentatsplänen Südafrikas gewußt habe. Der ANC forderte Frankreich erneut zum Boykott Südafrikas auf, was bisher von der Regierung abgelehnt wurde. Staatspräsident Franois Mitterrand hatte für wirtschaftliche Sanktionen, aber gegen den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Pretoria plädiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen