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Weltkonferenz gegen Hunger in der Dritten Welt

■ Agrarsubventionen in der EG und den USA Hauptursache für Hungersnot

Brüssel (dpa) - Politiker und Experten aus 100 Staaten suchen am Donnerstag und Freitag auf einer Welternährungskonferenz in Brüssel nach Wegen, wie das Ungleichgewicht zwischen Hunger und Nahrungsmittelüberschüssen überwunden werden kann. Zu der Konferenz hatte der Präsident des Europaparlaments, Lord Plumb, eingeladen. Teilnehmer sind unter anderem der Vorsitzende der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU), der sambische Staatschef Kenneth Kaunda, die Agrarminister der USA und Australiens, Richard E. Lyng und John Kerin, sowie EG–Agrarkommissar Frans Andriessen. Im Mittelpunkt der Tagung, die nicht nur Regierungen, sondern auch Organisationen der Bauern, Verbraucher, Entwicklungshelfer und Wissenschaftler zusammenbringt, steht der Streit um den weltweiten Abbau von Subventionen für die Landwirtschaft. Die Agrarsubventionen der westli chen Welt und der Export von Getreide oder anderen Lebensmitteln zu Dumpingpreisen gelten als wichtige Ursache für die Krise auf den Weltmärkten. Das Problem des Hungers könne nicht einfach durch Billigpreise oder Verschenken der Überschüsse gelöst werden. Das weltweite Ungleichgewicht von Überschüssen und Hungersnot könne nur korrigiert werden, wenn die staatlichen Subventionen in der Landwirtschaft abgebaut und die Weltmarktpreise auf diese Weise stabilisiert würden. Ein solcher Schritt wäre „von unschätzbarem Nutzen für die Entwicklungländer bei der Sicherung von Agrareinkommen und Nahrungsmittelpreisen“, heißt es in einem Diskussionspapier. Derzeit litten 400 bis 800 Millionen Menschen auf der Welt unter Hunger oder seien chronisch unterernährt. Dies entspricht etwa einem Zehntel der gesamten Weltbevölkerung. Die EG und die USA, die 60 Prozent des gesamten Weltagrarhandels abwickeln, „halten gemeinsam den Schlüssel für die Wiederherstellung eines weltweiten Gleichgewichts bei der Nahrungsmittelproduktion in der Hand“. In dem Papier wird vorgeschlagen, Subventionen nur noch für bestimmte Ausnahmefälle zu vergeben, wie zum Beispiel für alternativen Landbau, die Entschädigung nach Naturkatastrophen oder für Hilfen in unterentwickelten Gebieten. Die USA, die EG und andere Länder sollten sich darauf verständigen, durch Stillegungen einen bestimmten Anteil der Äcker und des Viehbestands aus der Produktion zu nehmen. Nach einer in den USA veröffentlichten Studie verursachen die staatlichen Subventionen und die künstlich hochgehaltenen Preise für die Steuerzahler und die Verbraucher in den westlichen Industriestaaten Kosten von 150 Mrd. Dollar (250 Mrd. Mark) im Jahr.

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