: Kabul in den Frieden gezwungen?
■ Gorbatschow zitierte den afghanischen Staatschef nach Taschkent / Gemeinsame Erklärung kündigt Regelung der Sitaution in Afghanisatan an / Waffenlieferungen aus USA und der UdSSR sollen weiter gehen / Keine Reaktion der Guerilla
Aus Genf Andreas Zumach
Die letzten Hindernisse scheinen ausgeräumt: Das Friedensabkommen für Afghanistan kann nach einhelligen Äußerungen der sowjetischen, afghanischen und pakistanischen Führung vom Donnerstag sofort unterschrieben werden. In einer Blitzaktion war zuvor am Mittwoch abend der afghanische Staatschef Najibullah zu einem Treffen mit dem sowjetischen Parteichef Gorbatschow nach Taschkent beordert worden. Nach stundenlangen Verhandlungen fielen dort gestern die Würfel. „Die Politik der nationalen Aussöhnung gestattet es, die Situation in Afghanistan zu regeln, Krieg und Brudermord zu beenden“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung beider Seiten. Die sowjetische Seite unterstützt danach ein Mehrparteiensystem und das Nebeneinander mehrerer Wirtschaftsformen in einem zukünfigenm Afghanistan. Der Erklärung zufolge begrüßte Najibullah auch, daß die Sowjetunion und die USA als Garantiemächte eines UNO–Abkommens zu Afghanistan fungieren wollen. Demnach haben sich die beiden Supermächte geeinigt, ihre Militärhilfen an die Regierung in Kabul bzw. den islamischen Widerstand auch nach Unterzeichnung eines Abkommens weiterlaufen zu lassen. Damit geht der Krieg auch nach einem Abkommen vorerst weiter. Der pakistanische Staatschef Zia–ul–Haq hofft nun, daß bald die Rückführung der drei Millionen afghanischen Flüchtlinge in Pakistan beginnen könne. Gorbaschow und Najibullah kündigten an, im Falle einer Unterzeichnung des Abkommens werde der Rückzug der 120.000 sowjetischen Soldaten wie von Moskau vorgeschlagen, am 15.Mai beginnen. Fortsetzung auf Seite 3
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