: Wahrheit nach politischer Opportunität
■ Zur Informationspolitik Israels
Der Name des Dorfes Beita steht nicht nur für den Tod einer jungen Israelin und mittlerweile drei Palästinensern, sondern auch für die Informationspolitik des israelischen Militärs. Exemplarisch läßt sich an diesem Beispiel zeigen, wie Nachrichten je nach politischer Opportunität unterdrückt oder veröffentlicht werden. Hatte es zunächst noch geheißen, Tirza Porat sei erschossen worden, war dann schnell von einer „Steinigung“ durch Palästinenser die Rede. Ganz abgesehen davon, daß dieser Begriff im Falle einer Auseinandersetzung, bei der auch Steine geworfen werden, völlig unangebracht ist, paßte diese Art der Darstellung trefflich ins Weltbild jener, die schon seit langem ein noch härteres Vorgehen gegen die Palästinenser fordern. Wider besseres Wissen wurde die Version der „Steinigung“ bis nach dem Ende der Beerdigung aufrecht erhalten, um die emotionsgeladene Atmosphäre zu schaffen, die den Forderungen radikaler Siedler und ihren politischen Freunden einen günstigen Nährboden bietet. Die Tatsache, daß die Ergebnisse der Obduktion überhaupt bekannt gegeben wurden, läßt darauf schließen, daß die Militärs nach den Szenen und Reden auf der Trauerfeier fürchten, die Dinge könnten ihnen aus der Hand gleiten, und die Siedler ihre „Rache“ in die eigene Hand nehmen. Eine späte Einsicht: Nun muß sich die Besatzungsmacht bemühen, die Geister, die sie selbst herbeigerufen hat, wieder loszuwerden. Gleich, wie Tirza Porat zu Tode gekommen ist, muß mit „neuen Maßnahmen“ gegen die Palästinenser gerechnet werden. Nur will die Armee das Zuschlagen nicht den Siedlern überlassen. Beate Seel
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