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Kulturspektakel

■ Stefan Heyms Ehrung zum 75. Geburtstag

Dem Vielgeschmähten und aus den Reihen ehrbarer DDR–Schriftsteller Ausgestoßenen wird plötzlich das späte Lob der SED zuteil. Und nicht mehr lange werden wir warten müssen - wir kennen es schon von Christa Wolf und Heiner Müller - dann wird man ihn mit einem Preis beschütten und einer erklecklichen Summe Geldes. Und jetzt schon zittere ich bei dem Gedanken, der so Geehrte könnte seine (Teil–)Rehabilitierung einer Wende in der DDR–Gesamtkultur gleichsetzen. Glasnost in der DDR?! Iwo, nur eine neue Groteske auf dem kulturpolitischen Spielplan des Zentralkomitees, der sich in diesem Jahr mit viel Raffinesse einem Zyklus widmet, den man mit „Vortäuschung einer kulturpolitischen Wende, ohne eine solche vollziehen zu müssen“ beschreiben könnte. Denn ein Autor von Weltrang und nicht mehr abzurückender internationaler Anerkennung in die Nullgasse der DDR– Literatur zu verbannen, bringt keine Punkte - das haben die „Genossen“ inzwischen mehrfach kapiert. Einer Generation angehörend, die in der DDR keine eigene Literatur mehr hinzusetzen durfte, in der es so gut wie keine eigene Kultur mehr gibt, weil deren Ansätze über die vergangenen zehn Jahre im frühen Keim erstickt worden sind, betrachte ich diese neuerliche Ehrung als ein makabres Spektakel. Stefan Heyms Anerkennung lebt aus seinem großartigen und kompromißlosen literarischen Werk, nicht aus den Sprüchen und Orden inkompetenter Machtverwalter! Und wenn nun wenigstens er - solange es mit der DDR–Kultur strikt bergab geht - ihre Preise ausschlüge, dann gäbe es wohl wieder so etwas wie eine Identifikationsfigur für junge Menschen in der DDR: Glasnost aber wird erst dann sein, wenn Stefan Heyms Schlüsselroman „Fünf Tage im Juni“ auf den Schulbänken jener Generation zu finden ist, für die bereits heute sowohl der Name des Autors als auch der 17.Juni schon nichts mehr als zwei leere Worte sind.... Freya Klier

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