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Surprise a lamericaine

■ Zur US–amerikanischen Politik im Nahen Osten

Washington zeigt sich gleich zweimal überrascht: zunächst über iranische Minen in den Gewässern des Golfs. Eine dieser Minen beschädigte in der vorigen Woche ein US–amerikanisches Kriegsschiff. Noch stärker irritiert die Strategen des Pentagon offenbar die heftige Reaktion Irans auf Reagans „maßvolle Vergeltungsaktion“. Es gehört zum Selbstverständnis der „Schutzmacht westlicher Interessen“, ein paar Ölplattformen zusammenschießen zu können und auf die Folgen nicht achten zu müssen. Mit der Haltung des „tumben Protzes“, der nichts versteht, aber alles zerschlägt, demonstrieren die USA einmal mehr ihre Konzeptionslosigkeit im Nahen Osten. Während in den sechs Monaten seit dem letzten iranisch–amerikanischen Scharmützel Raketenkrieg, Giftgasangriffe und wiederholte Landoffensiven beider Seiten Tausende von Opfern gekostet haben, wähnten sich die US– Wachhunde samt ihren europäischen Minensuchern in Ruhe gelassen. Gemächlich und folgenlos verebbte in dieser Zeit der Versuch, auf diplomatischer Ebene einen Waffenstillstand zwischen Iran und Irak zustande zu bringen. Die von den USA gedeckten Provokationen Iraks dienten schon im Oktober letzten Jahres den Mullahs als Anlaß für einen Seitenhieb gegen die US–Flotte. Verluste an der Front müssen nunmehr die Falken in der Teheraner Führung dazu gebracht haben, den USA eine Falle zu stellen, sprich: eine Mine zu legen. Der Kampf gegen den Oberteufel Reagan, der prompt auf die Mine trat, wird die kriegsgeschwächten Reihen der Mullahs schließen und vom Debakel an der Front ablenken. Damit hat Iran die Szenerie bestimmt, in der bereits kleine weitere Provokationen die USA in den Krieg ziehen könnten. Thomas Reuter

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