: Träume - aus dem Programm geräumt
■ NDR–Chefredakteurin Ulrike Wolf setzt „Träumen oder Räumen“ einen Tag vor der Sendung ab / Die Besetzer der Sprengel–Fabrik in Hannover sind sauer und enttäuscht / „Einmalig in der ARD–Geschichte“
Aus Hamburg Axel Kintzinger
Die Post–Techniker kamen umsonst. Als gestern vormittag auf dem Gelände der besetzten Sprengel–Fabrik in Hannovers Nordstadt Sendemasten und -leitungen aufgestellt und verlegt werden sollten, war die Liveübertragung der Reihe „Treffpunkt“ im fernen Hamburg schon gekippt worden. Wie berichtet, hatte der NDR schon alles vorbereitet, um ge stern zur besten Sendezeit - von 20 Uhr 15 bis 21 Uhr - in der Nordkette des III. Fernsehprogramms mit Besetzern und hannoverschen Politikern eine Gesprächsrunde auszustrahlen. Titel: „Träumen oder räumen?“. Die Träume von Panorama–Redakteur Kuno Haberbusch, Besetzer und Lokalpolitiker live diskutieren zu lassen, hat NDR–Chefredakteurin Ulrike Wolf (CDU) kurz vor Sendebeginn abrupt be endet. Die Weigerung etwa des hannoverschen Oberstadtdirektors Heinrich Lehmann–Grube (SPD) sowie sämtlicher zur Sendung gebetenen CDU–Politiker der niedersächsischen Landeshauptstadt, sich auf besetztem Terrain mit den räumungsbedrohten Nutzern zu unterhalten, reichte für Wolf aus: Die Sendung sei „nicht mehr optimal“. Vertreter von SPD, FDP und Grünen hatten ihre Teilnahme zugesagt. Panorama–Moderator Joachim Wagner plädierte als stellvertretender Chefredakteur bis zuletzt für die Ausstrahlung, konnte sich aber nicht durchsetzen. Der Entscheidung vorausgegangen war am Montag nachmittag ein kurzer Disput über einen von den Besetzern produzierten Filmbeitrag. Aber auch das Zugeständnis der Sprengel–Leute, auf die Ausstrahlung ihres Kurz–Films zu verzichten und auch sonst alle Bedingungen des NDR zu akzeptieren, stimmte die frühere Tagesthemen–Moderatorin Wolf nicht um. Große Enttäuschung bei den Besetzern: Sie sehen zwischen der kurzfristigen Absage - ein NDR– Fernsehmann: „Einmalig in der ARD–Geschichte“ - und diversen Maßnahmen von Seiten der hannoverschen Stadtverwaltung einen Zusammenhang. So wurde ausgerechnet für den Sendetag eine Bodenuntersuchung auf dem Fabrikgelände anberaumt, und der lokalen Grün–Alternativen Bürgerliste (GABL), die seit einigen Wochen eine „Außenstelle“ auf dem besetzten Gelände unterhält, wurde zur Aufgabe dieses Büros ein Ultimatum gestellt, das ebenfalls am Sendetag ablief. Ulrike Wolf, die in der Vergangenheit auch von CDU–Chefredakteuren anderer ARD–Sendeanstalten vor allem wegen der Berichterstattung über die Barschel– Affäre (“Unprofessionell und parteilich“) kritisiert wurde, war für die taz nicht zu sprechen.
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