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Barschelaner geholfen

■ CDU–Regierung stellt Disziplinarverfahren gegen drei Barschelhelfer ein / Angst vor Regierungswechsel

Aus Kiel Jörg Feldner

Rechtzeitig vor einem möglichen Regierungswechsel in Schleswig– Holstein möchte das geschäftsführende CDU–Kabinett die letzten Spuren der Barschel–Affäre beseitigen. Ohne öffentliches Aufsehen sind, wie aus sicherer Quelle zu erfahren war, drei Disziplinarverfahren gegen Barschel–Helfer eingestellt worden. Es soll sich um die Verfahren gegen Ministerialrat Claus Asmussen, Ministerialrat Jürgen Lambrecht und Oberamtsrat Günther Meienberg handeln. Asmussen hat als Personalplanungsreferent der Staatskanzelei dafür gesorgt, daß Barschel die nötigen Zahlen für seine anonyme Denunziation gegen Engholm bekommt. Lambrecht galt als „Ideenlieferant“ der Staatskanzlei; seinen Ideenreichtum hat er als Autor der CDU–Broschüre „Betrifft Engholm - der Rot–Grüne“ bewiesen. Selbstverständlich behauptet Lambrecht, er habe die 44 Seiten nicht im Dienst, sondern Ostern 1987 zu Hause verfaßt. Und Meienberg hat als Landesbeamter in Barschels Auftrag die Geschäfte der industriefinanzierten Kulturstiftung des Kreises Lauenburg geführt und dafür mehr als die Hälfte seiner Arbeitszeit verbraucht. Damit die drei nicht nach der Wahl am 8.mai von einer SPD– Regierung belangt werden können, habe man ihre Disziplinarverfahren jetzt schnell eingestellt, heißt es aus Regierungskreisen. Ein Verfahren ein zweites Mal aufzurollen, ist meist schwierig. Um jede undichte Stelle sofort aufspüren zu können, ist das Kabinett sogar dazu übergegangen, die schriftlichen Unterlagen zu diesen Verfahren unterschiedlich zu markieren - damit die angeblich neu denkende Regierung Hoffmann sofort weiß, wem sie wegen Verstoßes gegen die Amtsverschwiegenheit ein Disziplinarverfahren anhängen soll.

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