: Grüne - friedlich bis kurz vor Schluß
■ Landesversammlung in Hofheim befaßte sich mit Arbeitslosigkeit, Müll und den eigenen Schulden / Manfred Zieran nahm zum Parteiordnungsverfahren Stellung / Antragswirrwarr in Bonn
Hofheim (taz) - Bei strahlender Sonne und - im großen und ganzen - gelassener Atmosphäre tummelten sich die hessischen Grünen am Samstag auf ihrer Landesversammlung mehr außer– als innerhalb der Stadthalle in Hofheim. Wer erwartet hatte, daß der Krach zwischen den Fundamentalisten Jutta Ditfurth, Manfred Zieran auf der einen und Walter Oswalt auf der Gegenseite hohe Wellen schlagen würde, hatte sich getäuscht. Die Sachthemen Arbeitslosigkeit und Müllverbrennung standen im Vordergrund. Die Grünen votierten nach mehrstündiger Diskussion sowohl für Arbeitszeitverkürzung als auch dafür, daß „leitende Angestellte, Ministerialräte OberstudienrätInnen auf Einkommenszuwächse verzichten“. Gegen diesen Antrag stimmten sowohl die Fundamentalisten als auch einige Realos - „Ein Bündnis zwischen den Fundis und den Oberstudienräten“ kommentierte Ex–Umweltminister Fischer. Mit großer Mehrheit sprach sich die Versammlung gegen eine zentrale Müllverbrennungsanlage in Wölfersheim aus, wie sie Umweltminister Weimar (CDU) zur Lösung der hessischen Müllprobleme vorschlägt. Anschließend widmete sie sich den Geldnöten des Landesverbandes, der eine halbe Millionen Defizit verbuchte, und entlastete den Kassierer Wolfgang Bock. Der gab sein Amt mit der Mahnung ab, künftig nur noch ExpertInnen in solche Ämter zu berufen. Nur wer bis zum Versammlungsende ausharrte, konnte eine persönliche Erklärung von Manfred Zieran zu dem inzwischen gegen ihn beantragten Parteiordnungsverfahren hören. Darin wies er die Vorwürfe des grünen Kreisvorstandes zurück, er habe „8.800 Mark aus Kampagnengeldern des Bundesverbandes zu Unrecht als Honorar berechnet“. Er setze auf eine Prüfung der Unterlagen durch ein Dreiergremium des fundamentalistisch besetzten Bundesvorstandes. Nur deren Auftrag erkenne er an. In die hessische Schiedskommission setze er kein Vertrauen. Das Geld war seinerzeit beim Bundesvorstand beantragt worden, der eine Summe von insgesamt 20.000 Mark für eine Kampagne gegen den Hoechst–Konzern überwies. Es kursieren bei den ernannten und selbsternannten PrüferInnen mittlerweile drei angeblich damals in Bonn vorgelegte Anträge. Ein Votum gegen die damals erfolgte Bewilligung, an der von sechs Anwesenden vier hessische Fundamentalistinnen beteiligt waren, gilt als „verschwunden“. Heide Platen
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