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Machtvoller grüner Wahlkrampf

■ Gemeinsam beeindruckten Schleswig–Holsteins Fundis und Realos die Massen

Kiel/Bonn (dpa) - Ganze 30 Leute sind am Sonntag abend in das Nebenzimmer eines Gasthauses in dem Elbestädtchen Geesthacht vor den Toren Hamburgs gekommen. Die Grünen haben zur Wahlkampfversammlung geladen: „Wer wir sind und was wir wollen“ soll erläutert werden. Nur Kenner der Partei wissen, daß hinter dem wenig zündenden Titel Besonderes steckt: Es ist die einzige gemeinsame Wahlkampfveranstaltung zweier führender Bundespolitiker der Grünen–Flügel „Realos“ und „Fundis“. Waltraud Schoppe, ehemalige Fraktionssprecherin im Bundestag, vertritt realpolitische Positionen, während Christian Schmidt, Sprecher im Bundesvorstand, zu den Ökosozialisten gezählt wird. Der gemeinsame Auftritt solle die „Einheit in der Vielfalt“ der Grünen demonstrieren, sagt der ört liche Parteivertreter zur Begrüßung. Ähnlich sei jetzt auch die Bewerberliste für die Landtagswahl am 8.Mai pluralistisch zusammengesetzt. Bei der Kandidatenaufstellung für die Wahlen im September 1987 hatten sich vornehmlich fundamentalistisch orientierte Grüne durchgesetzt. Den Mißerfolg bei den Wahlen im Dezember 87 - mit 3,9 Prozent der Stimmen verfehlte die Öko–Partei deutlich den Sprung in den Landtag - nutzten auf Bundesebene die „Realos“ als Beweis, daß Bekenntnisse zur „Fundamentalopposition“ sich bei Wahlen nicht auszahlten. Nun wollen einige von ihnen - wie Waltraud Schoppe und Joschka Fischer - den Gegenbeweis antreten. Anderen, wie Otto Schily sind die Aussichten in Schleswig– Holstein nach wie vor zu unsicher. Eine von Realo–Freunden angetragene Offerte, als Ministerkandidat für eine - freilich unwahrscheinliche - rot–grüne Koalition zu werben, dankend abgelehnt. Und auf Wahlkampfauftritte verzichtete er auch. Die Grundsatzfrage für die Grünen, so Christian Schmidt, lautet: „Stehen wir künftig links oder rechts von der SPD?“ Hubert Kleinert, realpolitischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, hat schon antworten bereit: Er plädiert neuerdings für einen ökologischen Kapitalismus. Auch in der Geesthachter Diskussion verläuft hier die Grenze zwischen Christian Schmidt und Waltraud Schoppe. Schmidts Feststellung, wer eine Entscheidung über alternative Produktionen herbeiführen wolle, müsse an die Eigentumsfrage heran, veranlaßt Waltraud Schoppe nur zu Kopfschütteln und der Bemerkung „das ist ja furchtbar“. Einig sind sich die beiden dann wieder im Ratschlag an die örtlichen Grünen: „Stellt mal ein paar mehr Plakate auf.“

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