piwik no script img

Kindergefängnis bei Jerusalem

■ Israelische Streitkräfte eröffnen Haftanstalt für Jugendliche unter 16 Jahren / Zwei junge Palästinenser bei Hebron erschossen / Gefangenenlager „Ansar drei“ soll ausgebaut werden

Tel Aviv (rtr/ap/taz) - Die israelischen Streitkräfte eröffneten am Montag in Jerusalem eine neue Haftanstalt für palästinensische Jugendliche unter 16 Jahren. Ein Militärsprecher erklärte, die Jugendlichen seien in ein Gefängnis zusammengelegt worden, damit sie nicht von älteren Insassen angestachelt würden. Der jüngste Häftling sei 14 Jahre alt. Der Zeitung Hadaschot zufolge sind „mehrere Dutzend“ Jugendliche in dem neuen Gefängnis in Haft. Das israelische Besatzungsrecht im Gaza–Streifen und im Westjordanland erlaubt die Festnahme und Inhaftierung von Jugendlichen über zwölf Jahren. Bei heftigen Zusammenstößen zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischen Militärs sind am Dienstag morgen im Dorf Bani Naim nahe Hebron im Süden des Westjordanlandes zwei junge Palästinenser erschossen worden, wurde aus Palästinenserkreisen mitgeteilt. Nach palästinensischen Schätzungen ist die Zahl der seit Beginn der Unruhen getöteten Araber damit auf 172 gestiegen. Bei Keziot, nahe der Grenze zu Ägypten, haben die israelischen Militärbehörden ein neues Gefangenenlager mit dem Namen „Ansar drei“ errichtet. Zur Zeit werden dort über 2.300 Palästinenser, die während des Aufstandes der letzten fünf Monate verhaftet wurden, festgehalten. Unter den Männern, die alle in Zelten hausen müssen, sind auch 1.000, die in der sogenannten „administrativen Haft“ sind und sechs Monate ohne Haftbefehl inhaftiert bleiben. Am Wochenende wurde bekannt, daß „Ansar drei“ mit fast drei Millionen Dollar ausgebaut werden soll, um dann die doppelte Anzahl von Gefangenen aufnehmen zu können. Die vor zwei Wochen verhaftete jüdische Redakteurin der linken Zeitschrift Nizzos, Michal Schwartz, darf nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts in Jerusalem einen Anwalt sehen. Die inzwischen verbotene Zeitschrift hatte mit Berichten über die repressive Praxis der Besatzungstruppen den Unmut der Regierung erregt. Mit Michal Schwartz sind alle vier Hauptredakteure von Nizzos in Haft. Foto aus: „Namibia in Struggle“, 1987

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen