Die BBC bäumt sich auf

■ Umstrittener Bericht zur Ermordung des IRA–Kommandos auf Gibraltar gesendet

Aus London Rolf Paasch

Es ist mittlerweile eine Meldung wert, wenn die britische Fernsehanstalt BBC ihren angesetzten Beitrag über Nordirland am Ende gar ausstrahlt, trotz versuchter Einflußnahme der Regierung Thatcher. So geschehen am Donnerstagabend, als sich die Fernsehoberen des öffentlich–rechtlichen Senders nach tagelanger Diskussion schließlich doch entschlossen, das Programm über die Ermordung von drei IRA–Mitgliedern am 6. März auf Gibraltar über den Äther gehen zu lassen - und damit Maggies Zorn auf sich zu ziehen. Und die Lady hatte gute Gründe, sich über das Resultat des in diesen Tagen ihrer Herrschaft so selten gewordenen, investigativen Journalismus aufzuregen, wurde doch hier der erneute Beweis für die Existenz einer Politik des gezielten Todesschusses auf IRA–Mitglieder geliefert. Da beschrieb ein anonymer Augenzeuge, wie ein Scharfschütze der britischen Sondereinsatzeinheit SAS - den Fuß auf den vor ihm am Boden „ausgestreckten und bewegungslosen“ IRA–Aktivisten gesetzt, als befinde er sich auf einer Terroristen–Safari - seinem Opfer mit drei Schüssen aus nächster Nähe endgültig den Garaus machte. Die Regierung hatte die Ausstrahlung beider Programme verhindern wollen, weil die Fernsehanstalt damit die Juroren bei der für Ende Juni auf Gibraltar anberaumten gerichtlichen Untersuchungskommission beeinflussen könnten. Die am Tag nach den Todesschüssen von Außenminister Howe im Parlament vorgebrachte Lügengeschichte, die drei IRA–Mitglieder hätten Anstalten zur Gegenwehr gemacht, wurde demgegenüber nie als illegitime Beeinflussung der Juroren gewertet. Die Regierungsmitglieder haben sich den nur in Nordirland ausgestrahlten BBC–Beitrag nun am Freitag als Videokopie angeschaut.