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FDP: Katzenjammer

■ Kieler Liberale mühten sich um Fassung in der Niederlage Bangemann: „Kein schöner Tag für uns“

Kurz nach 18.00 Uhr wollte die FDP es noch nicht glauben: 4 der Prognose. Doch eine gewisse Düsternis legte sich über den Raum im 1. Stock des Landeshauses schon. Auf vielen Sommerjackets der 19 bis 25 Jung–Yuppies zeigten sich die ersten Schweißflecken, doch das Prinzip Hoffnung überwog noch. Die ersten Schockwellen erschütterten den immer voller werdenden Saal mit der Regelmäßigkeit der Hochrechnungen. 4,8 4,6 Uhr mit 4,5 zwischen seinen vielfachen Fernsehstatements noch, „Einige freuen sich zu früh“ - aber worüber konnte er auch nicht erklären. Wolfgang Kubicki, stellvertretender Landesvorsitzender, redete um 19.14 jedenfalls schon Tacheles: „Das wars“ und versprach der geschockten Basis, den Abend mit ihr durchzustehen und sich nicht zu verdrücken. Einen schlechten Verlierer gab Wolf Dieter Zumpforth dann in den ersten Presseinterviews ab. Den Wahlkampf, den er in unzähligen Wahlveranstaltungen zuvor als „Schmusewahlkampf“ bezeichnete, wurde jetzt zum „Konfrontationswahlkampf“. Höhepunkt der Nord–FDP–Dialektik: gerade weil es ein Personenwahlkampf war und so friedlich, war er besonders infam. Sichtbar mit den Tränen kämpfte jedenfalls jene freidemokratischen Jungaufsteiger, die sich an einer Regierungsbeteiligung - egal mit wem - schon karrieremäßig eingereichtet hatten. Und auch dem Geschäftsführer der Hamburger FDP als Beobachter verschlug es angesichts des liberalen Desasters und er Frage: Wer weint denn nun in Hamburg mehr, der sozialliberale Regierungsflügel oder die wirtschafts– liberalen Hardliner?“ die Sprache. „Kein Kommentar“. Auch in der FDP–Zentrale in Bonn dominierte die herbe Enttäuschung. FDP–Chef Bangemann, der gestand, bis zum bitteren Ende noch an den Wiedereinzug seiner Partei in den Kieler Landtag geglaubt zu haben, resümierte in einer ersten Stellungnahme: „Das war kein schöner Tag für uns“. Tom Jannsen

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