piwik no script img

„Wir müssen zweigleisig verfahren“

■ John Gomomo, Sekretär der südafrikanischen Metallgewerkschaft NUMSA bei VW, fordert Sanktionen und einen neuen Verhaltenskodex / Wir können die IGM nicht zum Boykott zwingen

taz: Herr Gomomo, versprechen Sie sich von der nun geplanten Kampagne mehr als von dem 1976 verabschiedeten Verhaltenskodex der EG? John Gomomo: Der EG–Kodex ist längst überholt. Ohne die Schlagkraft der Gewerkschaft wäre er sowieso nur ein wertloses Stück Papier gewesen. Jetzt verlangen wir von den deutschen Tochterfirmen in Südafrika, daß sie wirklich aufhören, das Apartheid–System zu unterstützen. Dazu müssen sie die neuen Arbeitsgesetze des Apartheid–Regimes ignorieren und sich statt dessen an die gemeinsam mit den Gewerkschaften ausgehandelten Verträge halten. Diese Kampagne entstand in enger Zusammenarbeit zwischen uns und der IG–Metall. Die darin festgehaltenen Richtlinien sollen in der Bundrerepublik und der EG gesetzlich verankert werden. Haben Sie nicht Angst, daß diese Kampagne von der Forderung nach bindenden Sanktionen gegen Südafrika ablenkt? Es besteht kein Widerspruch zwischen den beiden Forderungen. Solange die westlichen Staaten keine bindenden Sanktionen verhängen, müssen wir zweigleisig verfahren. Mit der jetzt lancierten Kampagne versuchen wir uns kurzfristig vor dem erneuten Angriff zu wehren. Langfristig jedoch wird nur ein völliger Boykott das Regime an den Verhandlungstisch zwingen. Die bundesdeutschen Gewerkschafter unterstützen lieber solche Appelle, als daß sie den Export von Rüstungsgütern und anderen strategischen ProEin totaler Boykott würde nicht nur unsere, sondern auch ihre Mitglieder treffen. Außerdem können wir sie nicht zu einem solchen Boykott zwingen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir das Apartheid–Regime stoppen. Wir sind jedenfalls bereit, die Konsequenzen von Sanktionen zu tragen, um dadurch die Rassisten zu Verhandlungen über eine friedliche Lösung zu zwingen. Das Gespräch führte Michael Fischer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen