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Hamburgs Senatskarussel auf Touren

■ Nach Rücktritt von Dohnanyis und Pawelczyks nimmt nun auch Sozialsenator Ehlers (SPD) seinen Hut / In der SPD werden Posten umgeschichtet / Gibt Runde Parteivorsitz an Ehlers ab?

Aus Hamburg Axel Kintzinger

An ihm kam keiner vorbei. Als ausgewiesener Parteilinker zwar hoffnungslos in der Minderheit, verfügte Sozialsenator Jan Ehlers (SPD) über eine Hausmacht, die seine Position nie in Bedrängung geraten ließ. Jetzt, nur wenige Tage nach dem Rücktritt von Bürgermeister Klaus von Dohnanyi und Bundesrats–Senator Alfons Pawelczyk, warf auch Ehlers das Handtuch. Nach einem kürzlich erlittenen Herzinfarkt befindet Ehlers sich derzeit in einer Timmendorfer Rehabilitationsklinik und hätte somit gut gesundheitliche Gründe für seine Demission angeben können, was er aber nicht tat. Nun müßten „die besten Leute in den Senat“ geschickt werden, meinte er. Daß diese Forderung ausgerechnet aus dem Munde eines der wenigen als kompetent geltenden Regierungsmitglieder kommt, verwundert. Außer in Sachen Hafenstraße, für die Ehlers federführend zuständig war, hatte selbst die CDU–Opposition gegen den Links–Senator wenig vorzubringen. Was hinter Ehlers Schritt stehen könnte, wird durch seinen Vorschlag klar, den derzeitigen SPD–Vorsitzenden Ortwin Runde als Nachfolger für den Senatorensessel an der Spitze der großen Behörde für Jugend, Arbeit und Soziales (BAJS) vorzuschlagen. Runde, den sich die traditionell rechtslastige Hamburger SPD als Alibi–Linken an die Parteispitze gewählt hat, ist als Chef des Landesamtes für Soziales und Rehabilitation direkter Untergebener von Jan Ehlers. Ehlers denkt jedoch, im Gegensatz zu Dohnanyi und dem soldatischen Pawelczyk, nicht daran, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen. Im Gegenteil: Er liebäugelt mit dem Parteivorsitz, den Runde nach einem ungeschriebenen Gesetz der Hamburger SPD als Senator abgeben würde. Auf diesem Posten könnte Ehlers innerparteilich ein wesentlich stärkeres Gegengewicht zum designierten Bürgermeister und Rechtsausleger Henning Voscherau darstellen, als das im Senat der Fall wäre - vor allem, wenn Voscherau seine Forderung nach einer Machtkonzentration für den Regierungschef durchsetzt. Ob Ortwin Runde seinen Part in dieser Rochade mitspielt, war gestern zwar noch nicht sicher, ist aber zu erwarten. Damit könnten auch die wenigen SPD– Linken befriedigt werden, die - mangels eigener Alternative - die Nominierung Voscheraus für das Bürgermeisteramt zähneknirschend akzeptieren müssen. In Hamburg stellt sich nun die Frage, ob es mit Voscheraus Amtsantritt - an dem niemand ernsthaft zweifelt - zu einem umfangreicheren SenatsRevirement kommt. Als wackelige Kandidaten gelten dabei auch die nach Pawelczyks Rücktritt im Senat verbliebenen Köpfe der Betonfraktion, Bausenator Eugen Wagner und Innensenator Volker Lange. Voscherau weiß, wie sehr besonders diese Hardliner Dohnanyi das Regieren schwer gemacht haben, mehr blockierten als gestalteten. Derzeit scheinen sich Wagner und Lange geradezu an ihre Sessel zu ketten. Doch Voscherau hat alle Möglichkeiten in der Hand, Bedingungen zu stellen. Sein Faustpfand: Einen anderen Kandidaten für die Nachfolge Dohnanyis gibt es nicht, Bonner SPD–Prominenz mit Wohnsitz Hamburg hat bereits erschrocken abgewunken.

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