: „Keine Diplomatie mit Südafrika“
■ Südafrikanische Botschaft blockiert / „Solidarische Kirche“ fordert Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Pretoria / Politischen Druck verstärken / Polizei ging mit brutaler Gewalt gegen DemonstrantInnen vor
Aus Bonn Helmut Lorscheid
Verdutzte Gesichter unter den Mitarbeitern der südafrikanischen Botschaft gestern früh in Bad Godesberg. Ihrem Dienstantritt standen rund 60 Mitglieder und Anhänger der „Solidarischen Kirche im Rheinland“ buchstäblich im Wege. Unter anderem mit Eisenketten hielten sie für fast eine Stunde sämtliche Eingänge des Botschaftsgebäudes verschlossen. „Keine Diplomatie mit dem Regime der Apartheid“ stand auf einem Transparent zu lesen, das den Haupteingang des Gebäudes blockierte. Während die Blockierer südafrikanische Freiheitslieder sangen und strikte Gewaltlosigkeit übten, ging die erst nach etwa vierzig Minuten von der Polizeieinsatzleitung herbeigerufene Hundertschaft in brutaler Weise gegen die Theologen vor. Einzelne Blockadeteilnehmer wurden mit Gewalt zu Boden geschleudert, wobei Brillengläser zerschlagen und Jacken zerrissen wurden. Fünf TeilnehmerInnen kamen „zum Feststellen der Personalien“ in den Mannschaftswagen, allerdings brachte man sie nicht - wie sonst in Bonn üblich - zum Polizeipräsidium. Der Blockade vorausgegangen war eine mehrtägige Mahnwache von Blockadeteilnehmern der „Christliche Initiative Freiheit für Südafrika und Namibia“ vor der Botschaft, sowie eine Korrespondenz, in der die „Solidarische Kirche im Rheinland“ von der Bundesregierung den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Südafrika fordert. In dem Schreiben an den Bundespräsident, Bundeskanzler und Außenminister heißt es: „Wir schließen uns einem Appell des südafrikanischen Erzbischofs Desmond Tutu an, der westliche Wirtschaftsnationen, darunter audrücklich die Bundesrepublik Deutschland, aufgefordert hat, den politischen Druck auf die Regierung Südafrikas zu verstärken...“ Im Brief an Weizsäcker wird dieser aufgefordert „... im Sinne Tutus dem südafrikanischen Botschafter in Bonn die Akkreditierung zu entziehen.“
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